EKD-Ratsvorsitzender bei „Beckmann“: Gottes Gnade gilt auch für Mörder

Quelle: Evangelischer Pressedienst, 19. April 2011

Gottes Gnade gilt nach Auffassung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, auch für einen Mörder. Der Täter müsse jedoch auch zu seiner Tat stehen, sagte Schneider am Montagabend in der ARD-Sendung „Beckmann“ zum gewaltsamen Tod des zehnjährigen Mirco aus Grefrath. Gott verdamme keinen Menschen, er ziehe aber zur Rechenschaft, sagte der rheinische Präses. Gott sei bereit zu vergeben. „Die Kommunikation der Liebe braucht aber immer zwei“, unterstrich er.

Die Aussagen des Täters im Fall Mirco, er habe aus Frust gehandelt, bezeichnete Schneider als „wirklich erbärmlich“. Wenn dieser darüber nachdenke, „dann kann er so was nicht sagen“. Auf die Frage, warum Gott solches Leiden zulasse, „werden wir keine Antwort finden“, erklärte Schneider, dessen Tochter Meike im Jahr 2005 an Leukämie starb. Man könne aber fragen, was das für einen selbst bedeute und für die Menschen, die man verloren habe. „Das hilft damit umzugehen, und es einzuordnen in unser Leben.“

Nach dem Krebstod seiner Tochter habe auch sein Glaube „Risse bekommen“, räumte der Theologe ein. Zugleich habe er die Erfahrung gemacht, in dieser schweren Zeit von Gott gehalten zu werden. „Meike hat Spuren hinterlassen und ist so Teil unseres Lebens“, sagte Schneider. Die in einer freikirchlichen Gemeinde engagierten Eltern von Mirco, Sandra und Reinhard Schlitter, erklärten, ihnen gebe der Glaube Kraft. Wut oder Hass gegenüber dem Täter empfinde sie nicht, erklärte die Mutter. Sie hätten von Anfang an auch für den Täter gebetet, dass er zur Erkenntnis komme und seine Tat gestehe. „Das heißt aber nicht, wenn wir ihm vergeben, dass er dann frei ist von allem“, sagte sie. Er habe eine Tat begangen, dafür müsse er auch eine Strafe bekommen.

Der zehnjährige Mirco wurde im September des vergangenen Jahres vermisst. Anfang dieses Jahres nahm die Ermittlungskommission der Kriminalpolizei Mönchengladbach einen Tatverdächtigen fest, der ein Geständnis ablegte und die Beamten zur Leiche des Jungen führte. Mircos Familie gehört der freikirchlichen Christengemeinde „Evangeliums-Haus“ in Krefeld an, die zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden gehört.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.