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Mit der „Costa neoRomantica“ erstmals zum Schwarzen Meer

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Costa neo Romantica FOTO: COSTA
Die „Costa neoRomantica“ fährt im März und April 2016 erstmals zum Schwarzen Meer. Der frisch umgebaute Urlaubsdampfer bietet maximal rund 1800 Passagieren Platz. Auf dem 16-tägigen Törn werden neben Istanbul und mehreren griechischen Häfen auch das bulgarische Burgas und das rumänische Constanta angelaufen. Das teilt die Reederei mit. Die „Costa neoRomantica“ ist eine von drei Schiffen, auf denen Costa das Konzept „Slow Cruise“ mit einem entzerrteren Programm anbietet. Die „Costa neoRiviera“ wird im Januar und Februar 2016 und 2017 ab Dubai in den Indischen Ozean aufbrechen.

Heiko Jensen, Geschäftsführer von Costa Deutschland, hat mir diese Fragen beantwortet (vg. www.welt.http://www.welt.de/reise/nah/article108344523/98-Prozent-der-Passagiere-sind-zufrieden.html ; Stand: 2012):

Wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen den Costa- und den AIDA-Schiffen?

Jensen: Grundsätzlich gibt es in der gesamten Kreuzfahrtbranche eine sehr große Diversifizierung der Produkte. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. So bietet Costa beispielsweise ein internationales Produkt mit Kernzielgruppen in Deutschland, Italien und Frankreich. Andere Kreuzfahrtreedereien wiederum konzentrieren sich auf den deutschen Markt.

Wie sieht die Kreuzfahrt in zehn Jahren aus?

Jensen: Kreuzfahrten werden künftig ihr Nischendasein aufgeben und ein vollwertiges Mitglied in der Pauschaltouristik sein. Wie es heute normal ist, nach Mallorca zu fliegen, wird es irgendwann ganz normal sein, eine Kreuzfahrt zu unternehmen.

Damit werden die Weltmeere ziemlich voll.

Jensen: Das sehen wir nicht so. Wir haben selbst im Mittelmeer noch viele weiße Flecken. Es gibt im Augenblick Destinationen, die wir aufgrund von politischen Gegebenheiten nicht anlaufen – denken wir nur an Libyen mit Tripolis, Ägypten und weitere Destinationen im östlichen Mittelmeer. Hier sehen wir zukünftig ein großes Potenzial an neuen und interessanten Destinationen für Kreuzfahrten.


Und so wirbt Costa-Kreuzfahrten für das Schiff
: „Die Costa neoRomantica ist das eleganteste und exklusivste Schiff der Costa Flotte. Vielleicht mögen Sie den Gedanken an eine große Yacht oder Sie haben Ihre eigenen Interpretationen. Das Schiff ist für den neugierigen, anspruchsvollen und aufmerksam Reisenden geschaffen worden. Für Gäste, die wissen wie sie ihre kostbare Zeit verbringen, um sich an allem zu erfreuen. Sei es an der großartigen Aussicht, einem Wein oder einem neuen Gericht, einem Kunstwerk, einer unentdeckten Destination, oder einfach Reisen des Reisens wegen. Sie glücklich zu machen bedeutet unser Bestes zu geben. An Bord der Costa neoRomantica erleben Sie eine neue Art der Luxuskreuzfahrt.“

Stadtrundfahrt durch Bahrains Hauptstadt: Windkraft vom World Trade Center und Hitler-Poster am Kiosk

Keine Stadtrundfahrt durch Manama, die Hauptstadt des Emirats Bahrain mit ihren rund 160.000 Einwohnern, ohne die atemberaubenden Blicke auf die Skyline des Wüstenstaates.
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Das 240 Meter Hohe World Trade Center in Manama besteht auch zwei Gebäudekomplexen. Sie sind mit drei Querstreben verbunden. Jede dieser Verbindung verfügt über eine leistungsstarke Windkraftanlage. Foto: E. Hasse

Das BWTC gilt als das erste Hochhaus der Welt, das Windkraft selbst erzeugt und nutzt. In Bahrain am Arabischen Golf selbstverständlich vor allem für die Klimaanlagen. Die drei Windräder decken seit 2008 rund 15 Prozent des Energiebedarfs in diesem Gebäude (Quelle: Wikipedia).
weihnachten 2012-anfang 2103 124 Foto: E. Hasse

Allerdings muss sich der Bahrain-Besucher auf eine gefährdete Sicherheitslage in dem Königreich einstellen, dessen Fläche kaum größer als der Stadtstaat Hamburg ist. Das Auswärtige Amt gibt dazu aktuelle Reisehinweise. Im Frühjahr 2015 wird empfohlen, sich in Krisenvorsorgelisten der Deutschen Botschaft einzutragen.
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So kommt man als Kreuzfahrt-Tourist ins Land. Foto: Hasse

Der orientalische Markt in der Hauptstadt bietet Traditionelles, aber für europäische Beobachter auch Überraschungen. Wie dieser Kiosk, bei dem Hitler und Ghandi auf Augenhöhe neben einander hängen.
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Mit Adolf Hitler ganz unten: Mahatma Gandhi . FOTO. HASSE

Tipps zur Anreise: Am besten Tagesaufenthalt während einer Kreuzfahrt am Arabischen Golf. TUI Cruises und AIDA bieten das zum Beispiel an.

Monsterwellen und Packeis: Wie sicher sind Expeditionskreuzfahrten?

Rund 20 Kreuzfahrtschiffe sind bei Expeditionskreuzfahrten weltweit unterwegs. Sie gehören deutschen, französischen, skandinavischen, russischen oder US-amerikanischen Reedereien.
Die Ziele der Expeditionskreuzfahrten: die Antarktis (in der Zeit von November bis Ende Februar/Anfang März), die Arktis, das Amazonasgebiet und andere exotische Ziele. Allein die Antarktis wird jährlich von rund 40.000 Touristen im Rahmen von Expeditionskreuzfahrten besucht.
Doch ungefährlich sind solche mehrwöchigen Expeditionskreuzfahrten nicht.
Gefahr Nummer 1: Menschliches Versagen
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Foto: E. Hasse Rettung von der Eisscholle

Weil die Reedereien ihren Gästen für ihr Geld auch etwas bieten wollen, steht das exklusive Erlebnis manchmal höher als das ruhige Abwägen möglicher Risiken. Dieses Schiff musste , wie das Foto zeigt, bei seiner Expeditionskreuzfahrt per Rettungsboot rund 40 seiner Passagiere wieder an Bord holen. Sie saßen vier Stunden in der Antarktis auf einer Eisscholle fest. Ihnen war ein wunderbares Fest auf der Eisscholle versprochen worden. Doch binnen kurzer Zeit machte aufkommendes Packeis die Rückkehr auf die Schlauchboote und damit auf das Expeditionsschiff unmöglich. Doch dem Kapitän gelang es schließlich, passgenau direkt neben der Eisscholle „anzulegen.“ Zum Glück blieb das Polarmeer ruhig, sonst wäre die Aktion nicht so glimpflich ausgegangen. Ursache war letztlich eine Fehleinschätzung über die Geschwindigkeit des auftretenden Packeises.

Gefahr Nummer 2: Monsterwellen auf einer Expeditionskreuzfahrt
Sie können jedes Schiff treffen, nicht nur Expeditionsschiffe. „Im Mittelmeer sind solche Vorfälle extrem selten, im Atlantik kommen derartige Unglücke allerdings vor, wenn auch nur rund alle zehn Jahre“, sagt Kathrin Ehlert-Larsen vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik in Hamburg. Zuletzt geriet 2001 das Hapag-Lloyd-Kreuzfahrtschiff MS ,,Bremen“ auf dem Weg von der Antarktis nach Rio de Janeiro im Südatlantik in einen Sturm, und eine Welle zerstörte ein Brückenfenster. Von den 137 Passagieren wurde niemand verletzt. Die Welle vor der Küste Südgeorgiens war zwischen 30 und 40 Meter hoch. Windstärke 14. Mehr über Monsterwellen, mein Beitrag in der Welt am Sonntag: http://www.welt.de/print-wams/article116297/Fruehwarnsystem-fuer-Monsterwellen.html

Gefahr Nummer 3: Eis bei einer Expeditionskreuzfahrt
Die 50 Passagiere und 24 Crewmitglieder an Bord der Akademik Shokalskiy durften bei ihrer Expeditionskreuzfahrt  im Jahr 2013 von sich behaupten, die stillste Nacht der Welt gefeiert zu haben. Denn viel los war in den Breiten, in denen ihr Schiff seit Heiligabend feststeckte, nun nicht gerade. Die Süddeutsche Zeitung schrieb über die Expeditionskreuzfahrt: „Es ist jetzt, im Sommer der südlichen Hemisphäre, zwar Hochsaison im antarktischen Expeditionstourismus. Die Shokalskiy aber ist nicht auf den von Expeditionskreuzfahrtschiffen relativ viel befahrenen Routen vom südamerikanischen Ushuaia an die Antarktische Halbinsel unterwegs; sie ist am 8. Dezember aus dem neuseeländischen Hafen Bluff aufgebrochen, ihr Ziel: Mawson’s Huts, im östlichen Teil des Australischen Antarktischen Territoriums. Hier kommt äußerst selten jemand vorbei.“ Schließlich konnten Crew und Besatzung aus dem Eis gerettet werden – nach Tagen bangen Wartens. Doch die Expeditionskreuzfahrt nahm ein glückliches Ende.

Very british: Der Falklandkrieg von 1982 geht noch immer weiter: an den Haustüren von Stanley

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Port Stanley, die Hauptstadt der Falklandinseln. Hier zeigt sich symbolisch, was die Briten von den Argentiniern noch heute halten Foto: E. Hasse, im Dezember 2014

400 Meilen vor der südöstlichen Küste von Südamerika liegen die Falklandinseln. Sie bestehen aus 400 bis 700 einzelnen Inseln – je nachdem, was alles mitgezählt wird. 1982 erschütterte der Falklandkrieg zwischen Argentinien und Großbritannien die Inselgruppe. Vor allem in der Hauptstadt Stanley wurde heftig gekämpft – bis die Briten siegten. Eines der brutalsten Gefechte fand auf den Hügeln vor Stanley statt. Die Abneigung der Briten gegen die Argentinier ist noch heute spürbar (siehe Foto).
Heute sind die Falklandinseln ein unabhängiges, selbst verwaltetes Überseegebiet Großbritanniens. Auf der gesamten Inselgruppe leben rund 2500 Menschen. Dazu kommt noch das Militär.

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Am besten man erreicht Stanley per Schiff. 30 Kreuzfahrtreedereien legen hier regelmäßig mit ihren Schiffen und den Tenderbooten an Foto: Hasse, Dezember 2014

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Christ Church Kathedrale, Stanley, davor Teile eines Walskeletts. Foto: E. Hasse

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New Island, Falklandinseln, im Westen des Archipels. Foto: E. Hasse, Dezember 2014

In New Island gibt es eine Kolonie mit Felsenpinguinen. West is the Best – sagen die Bewohner. Workboat Services betreiben eine Fährverbindung zwischen Ost und West des Archipels

Generelle Anreise zu den Falklandinseln
Zum Beispiel mit LAN Airles von Santiago mit einem Zwischenstopp im südchilenischen Punta Arenas. Start: jeden Sonnabend. Flugdauer inklusive Zwischenstopp: Sechs Stunden.

Übernachtungen
In Stanley gibt es etliche Unterkünfte. Auf einigen Inseln bieten Farmen Übernachtungsmöglichkeiten an – wie auf Carcass-Island, wo Bauer McGill gerade seinen Hof verkaufen will.

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Teil des Bauernhofes auf Carcass-Island. Foto: E. Hasse

Wetter
Die Inseln liegen so nah am Südpol wie London am Nordpol liegt. Die Sommertemperaturen (Dezember/Januar/Febr) erreichen bis zu 20 Grad. Überall blüht Ginster.

Flora und Fauna
Mehr als 200 Vogelarten leben auf den Falklandinseln. Albatrosse, Felsenpinguine, Seelöwen.

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Felsenpinguin. New Island, Falklandinseln Foto: Hasse, Dezember 2014

Warum wir das Meer so lieben

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Auf der Hängematte das Mittelmeer erleben: Mein Schiff 1 vor der Kulisse Palma de Mallorcas, Foto: E. Hasse

Von Edgar S. Hasse

Quelle: Mein Beitrag im Hamburger Abendblatt, http://www.abendblatt.de/region/article117146812/Nord-und-Ostsee-Mehr-als-nur-Meer.html

Aus der Ferne dringt sanft ein Rauschen. Hinter dem Deich muss es sein, das Meer mit seinem Versprechen von Freiheit und Ferienfreude. Schnell die Stufen hoch, und schon ist sie da: die Ostsee, tiefblau bis zum Horizont. Mit 17 Grad in der Brandung, wie jetzt in Dahme (Schleswig-Holstein).

Mit dem Start der Sommerferien fahren Millionen Deutsche wieder an Nord- und Ostsee. An 1200 Kilometern Festküstenlinie warten Strandkörbe, Pensionen und Hotelburgen auf badelustige und sonnenhungrige Gäste. Allein im Juli reisen voraussichtlich 860.000 Urlauber nach Schleswig-Holstein, eine Million nach Mecklenburg-Vorpommern und 1,4 Millionen nach Niedersachsen. Die meisten zieht es ans Wasser. Jeder zweite Deutsche wünscht sich in den großen Ferien einen „Bade-, Sonnen- und Ausruhurlaub“, hat der ADAC-Reisemonitor 2013 herausgefunden. Immerhin 37,1 Prozent der Befragten planen ihren Sommerurlaub in Deutschland. Wandern? Muss nicht sein. Das wollen nur zwölf Prozent.

Stärker noch als Berge und andere Landschaften übt das Meer seine Faszination aus. Millionen Urlauber können nicht irren: Ferien am und auf dem Wasser garantieren Entspannung, Freizeitspaß und sportliche Abenteuer. Von Kite-Surfen bis Segeln und lautstarken Jetski-Fahrten bietet das Meer ambitionierten Urlaubern ein Paradies der unbegrenzten Möglichkeiten.

Doch das Meer lädt nicht nur zum Baden ein. Es eröffnet zu jeder Jahreszeit neue Horizonte, es heilt, macht den Kopf frei, spricht alle Sinne an: Wie es duftet und funkelt. Wie es nach Salz schmeckt, wie das leise Rauschen der Wellen in den Schlaf wiegt. Und es macht Spaß, in die Fluten zu springen. Das Meer berührt Körper und Seele.

In der ewigen Monotonie von Ebbe und Flut, von Stille und Sturm, ist das Meer eine Metapher für das Leben selbst: Ständig ändert sich alles im Spiel von Wind, Wellen und Wolken und im Glanz von Sonne und Mond. Zwar gleicht kein Augenblick dem anderen. Aber eigentlich ändert sich gar nichts seit Millionen von Jahren. „So war es immer schon“, dichtete Theodor Storm (1817-1888), der Schriftsteller aus Husum, der „Grauen Stadt am Meer“, in „Meeresstrand“.

Mit Worten und Farben versuchen Künstler, das Faszinosum des Meeres zu ergründen und seine Schönheit auszudrücken. Die Kieler Künstler Ute und Jens Jacobsen haben ihre maritime Leidenschaft zur Profession gemacht: Sie leiten Urlauber an, das Meer direkt am Meer zu malen. Rund 1500 „Meeresmaler“ sind durch ihre Schule gegangen. „Aus dem Spiel von Wasser, Himmel, Wind, Sonne und Strand werden Menschen in eine kreative Schwingung versetzt, die einzigartige Bilder vom Meer entstehen lässt“, sagen die beiden Künstler. Für sie sei das Meer ein „spirituelles, verbindendes Element“.

Derweil stehen die Besucher der Emil-Nolde-Stiftung im schleswig-holsteinischen Seebüll staunend vor den Werken Noldes (1867-1956). Der gelernte Holzschnitzer malte die Nordsee in ihrer Urgewalt, aber auch mit einem tiefen, strahlenden Blau. Einem transzendenten Blau, wie es sich sonst nur Tausende Kilometer vom Festland entfernt mitten auf dem Ozean mit dem Himmel vereint. Kein Wässerchen, so scheint es auf diesen Aquarellen, kann den Meeresfrieden trüben.

„Nolde“, schrieb sein Biograf Max Sauerlandt 1921, „kennt das Meer, wie es vor ihm noch kein Künstler kannte.“ Für den Norddeutschen war es nährende Urmutter und gefährliche Sturzsee zugleich. Eine stürmische Fahrt im Fischkutter durch das Kattegat sollte Noldes Schaffenszeit prägen: „Dieser Tag ist mir in einer so starken Erinnerung geblieben, dass jahrelang ich darnach meine Meerbilder malte, die Bilder mit wogenden, wilden grünen Wellen und an der oberen Kante nur ein klein wenig gelblichen Himmel.“

Auf solche Naturschauspiele können die meisten Badegäste getrost verzichten. Sie halten es lieber mit romantischen Sonnenuntergängen auf Sylt, mit lauen Abenden auf der Strandpromenade von Travemünde und Sonnenbädern an Usedoms Puderzuckerstränden. Im Urlaub soll das Meer gezähmt, ungefährlich, warm und möglichst quallenfrei sein. Nur Steine und Muscheln werden gerne gesammelt. „Muscheln, Muscheln, blank und bunt/findet man als Kind/Muscheln, Muscheln, schlank und rund/darin rauscht der Wind“, dichtete einst der Hamburger Wolfgang Borchert (1921-1947).

Wer am Meer entlangläuft, Muscheln sammelt und die frische Seeluft atmet, tut seiner Gesundheit Gutes. Seit der Romantik im 19. Jahrhundert, bei der die Menschen ihre Beziehung zur Natur emotional neu entdeckten, spielt das Meer nicht allein aus Gründen des Broterwerbs eine Rolle. Vielmehr wird der Strand zum individuellen Ort von Sehnsüchten, Träumen, Selbstreflexionen und Leibesübungen. In der gesundheitsfixierten Leistungsgesellschaft loben Ärzte auch heute das Reizklima von Nord- und Ostsee. So lassen sich viele Menschen gern von Wind und Wellen verwöhnen, um sich fit zu halten.

„Die Faktoren Wind, UV-Strahlung, Salz, Temperatur und Luftfeuchtigkeit wirken auf komplexe Weise zusammen und reizen den Körper einerseits, andererseits schonen sie ihn auch“, erklärt Reinhard Patzke, Oberarzt an der DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schüssel in St. Peter-Ording. Gerade die Aerosole seien als Linderung bei Asthma und chronischer Bronchitis besonders zu empfehlen. Der Tipp des Nordsee-Arztes: „Der Salzgehalt in der Luft ist in der Brandungszone am höchsten. 15 Meter weiter in Strandrichtung ist die Salzkonzentration nur noch halb so hoch.“

Eine ganze Industrie bietet kosmetische und medizinische Produkte an. Der Verheißung der Thalassotherapie: Gesundheit aus dem Meer. Der Schlick aus dem Watt, sagt Dagmar Renner vom Heilbäderverband Schleswig-Holstein eigne sich bestens für die Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und Blessuren des Bewegungsapparates.

Doch nicht allein Heilmittel, Badefreuden und romantische Impressionen mehren den Mythos Meer. Es ist insbesondere jene Eigenschaft, die Schriftsteller, Philosophen, Psychologen und die religiöse Überlieferung mit dem Begriff der Ewigkeit und Unendlichkeit auszudrücken versucht haben. „Das Meer“, meinte der Nobelpreisträger und Ostsee-Urlauber Thomas Mann (1875-1955), „ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit.“

Schon in der biblischen Schöpfungsgeschichte kommt die innige Verbindung Gottes mit dem Ozean so zum Ausdruck: „Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ (1. Mose 1,2). Auch die antiken Philosophen sinnierten über die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) sagte schließlich: „Das Meer gibt uns die Vorstellung des Unbestimmten, Unbeschränkten und Unendlichen, und indem der Mensch sich in diesem Unendlichen fühlt, so ermutigt dies ihn zum Hinaus über das Beschränkte.“

Was das heute bedeutet, zeigt der Boom der Kreuzfahrtindustrie. Bis 2015, so der Deutsche Reiseverband, werden jährlich mehr als zwei Millionen deutsche Kreuzfahrtpassagiere auf den Weltmeeren unterwegs sein. Sie buchen offenbar nicht nur wegen der üppigen Mahlzeiten an Bord. Es ist der Mix aus Luxus, maritimen und kulturellen Erlebnissen, Fernweh und Meeresabenteuern, der sie bis in die Arktis und Antarktis lockt.

Weil das Meer für Ambivalenz steht – für Schönheit wie für Schaudern. Mal zieht es uns an, mal stößt es uns ab. Es fasziniert mit der Farbe Blau und flößt zum anderen, wie in der gefürchteten Drake-Passage zwischen Südamerika und der nördlichen Antarktis, grau grollend und tobend Angst und Schrecken ein. Was ungeübten Passagieren des Hamburger Helgoland-Katamarans auf der Nordsee schon bei Windstärke vier passieren kann.

Diese Ambivalenz, das Nebeneinander unterschiedlicher Zustände, ist dem Meer eigen wie dem Menschen, der mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt sein kann. Vielleicht berührt das Meer deshalb die Seelen so sehr. Weil es ein Spiegel unserer Seele ist.