Jeder zweite Hamburger Jugendliche glaubt nicht an Gott

Das ist das Ergebnis der Abendblatt-Religionsumfrage 2013.

Quelle: Hamburger Abendblatt, 4. Mai 2013
Von Edgar S. Hasse

Jeder zweite Hamburger Jugendliche zwischen 14 bis 19 Jahren hält sich weder für religiös noch für gläubig. Damit liegt der Anteil der Jugendlichen mit nicht ausgeprägter Religiosität in der Kirchentagsmetropole deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Zum Vergleich: In der großen Religionsumfrage des Marktforschungsinstituts Harris Interactive im Auftrag des Hamburger Abendblatts hatten dagegen lediglich 23 Prozent der bundesweit befragten Jugendlichen angegeben, weder religiös noch gläubig zu sein.
Die Hamburger Forscher hatten in Kooperation mit der Hapag-Lloyd-Stiftung und der Drogeriekette Budnikowsky 1541 junge Menschen in Hamburg und ganz Deutschland im März 2013 online befragt. Das nicht vorhandene – oder noch nicht entdeckte – religiöse Bedürfnis junger Menschen ist auch bei der Mitgliedschaft in einer religiösen Glaubensgemeinschaft messbar. Hier zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Hamburgern und dem Bundesdurchschnitt. So gehören rund 60 Prozent der Hanseaten zwischen 20 und 29 Jahren keiner christlichen Glaubensgemeinschaft an; bundesweit sind es nur rund 49 Prozent. Erst mit zunehmendem Alter wächst das Interesse an einer institutionalisierten religiösen Bindung.
Selbst beim Kirchenbesuch übt Hamburgs Jugend erhebliche Zurückhaltung. 60 Prozent der 14- bis 19-jährigen Jugendlichen besuchen nie religiöse Veranstaltungen in der Kirche – diese Zahl ist doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt in dieser Altersgruppe. Und nicht einmal an Weihnachten zieht es die jungen Frauen und Männer in die Gotteshäuser, um die Geburt Jesu und die Heilige Familie zu feiern: Deutschlandweit gehen im Schnitt fünfmal mehr 14- bis 19-Jährige zum Christfest in die Kirche als in der Kirchentagsmetropole Hamburg. Mehr noch: Drei Viertel der Hamburger Jugendlichen beten nie.
Umso stärker ist der Fortschrittsglaube in dieser Altersgruppe ausgeprägt. In keiner Generation ist die Vorstellung so weit verbreitet, dass die Menschheit über kurz oder lang den Tod durch den technischen Fortschritt überwindet. 25 Prozent der 14- bis 19-jährigen Hamburger halten das für möglich; bundesweit sind es sogar mehr als 30 Prozent.
Die kirchlichen Glaubenslehren verlieren dagegen in allen Altersgruppen an Bedeutung. Nur noch 20 Prozent der Hamburger glauben an die Auferstehung der Toten (Bund: 30 Prozent). Dass Jesus Christus der Erlöser der Menschen sei, glauben ebenfalls nur noch etwas mehr als 20 Prozent der Hanseaten. Stattdessen ist ein intensives Interesse an fernöstlichen Religionen und Glaubensgemeinschaften messbar. Es ist bei Protestanten stärker ausgeprägt als bei Katholiken und bei jungen Leuten höher als bei den über 50-Jährigen. „Hamburg“, sagt Georg Bergner, Geistlicher Rat und Leiter der Pastoralen Dienststelle des Erzbistums Hamburg, „ist Trendsetter. Glaubensvorstellungen sind zunehmend diffus, feste Glaubenssätze wie sie das Christentum und der Islam kennen, finden wenig Zustimmung.“

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