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Zwei Nordlichter in der Antarktis

Ylva Grams aus der Nähe von Cuxhaven arbeitet als Leiterin einer historischen Forschungsstation auf Port Lockroy

Axel Krack aus der Nähe von Bremen als Lektor auf dem modernsten Antarktis-Kreuzfahrtschiff, der „L Austral“ der französischen Reederei Compagnie du Ponant

 

Von Edgar S. Hasse

Quelle: http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13859774/Zwei-Nordlichter-zeigen-die-Schoenheit-der-Antarktis.html

Ylva Grams aus Beverstedt bei Bremerhaven ist an wenig Komfort gewöhnt. Noch bis März lebt die studierte Biochemikerin am Fuße eines Gletschers mitten unter Eselpinguinen am anderen Ende der Welt. Die 39-Jährige leitet die historische Forschungsstation Port Lockroy in der Antarktis, ganz im Nordwesten des Kontinents. Und dort herrscht in diesen Tagen bei Temperaturen von null bis fünf Grad plus Hochsommer. Grams teilt mit den drei anderen Mitarbeiterinnen ein kleines Zimmer. Nur der Tischler verfügt über eigenen Wohnraum. Auf Port Lockroy gibt es weder fließendes Wasser noch Internetanschluss und TV. Dafür aber Campingkocher und Konserven.

 

Axel Krack aus Osterholz-Scharmbeck dagegen ist luxuriöses Leben gewohnt. Der Meeresbiologe und frühere Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts arbeitet als Lektor und Guide an Bord des derzeit modernsten, schnellsten und luxuriösesten Kreuzfahrtschiffes in der Antarktis. Die „L’Austral“ der französischen Reederei Compagnie de Ponant bringt in der Hauptsaison von Dezember bis März jeweils maximal 200 Passagiere von Ushuaia (Feuerland) zu ausgewählten Buchten, Stränden und Meeresstraßen der Antarktischen Halbinsel. Das erst 2011 gebaute Schiff ist 16 Knoten schnell, hat ausschließlich Balkonkabinen und nicht zuletzt zwei Stabilisatoren. Sie machen die gefürchtete Drake-Passage bei den üblichen Windstärken sechs bis acht erträglicher.Die beiden norddeutschen Wissenschaftler Ylva Grams und Axel Krack erklären solventen Touristen den kältesten, einsamsten und stürmischsten Kontinent der Welt – die eine auf dem Land, der andere auf dem Wasser.

Wieder einmal hat in der kleinen, geschützten Bucht von Port Lockroy ein Kreuzfahrtschiff seinen Anker geworfen. Mit Schlauchbooten, den Zodiacs, gelangen die Passagiere an Land und werden von Ylva Grams begrüßt. Vor mehr als 60 Jahren erforschten hier britische Wissenschaftler die Erdatmosphäre.Inzwischen kümmert sich die britische Organisation Antarctic Heritage Trust um den Erhalt der historischen Anlage. „Darüber hinaus besteht unsere Aufgabe darin, Touristen die frühere Forschungsstation zu zeigen“, sagt die Norddeutsche. So sind noch Schlafräume, eine Küche und das Labor für atmosphärische Forschungen erhalten. Außerdem betreuen ihre Mitarbeiterinnen die einzige offizielle Poststation in der Antarktis. Ylva Grams liebt ihren Beruf, sie arbeitet bereits die zweite Saison für die britische Initiative und war wie Axel Krack früher am Alfred-Wegener-Institut tätig. Seitdem ist sie fasziniert von der polaren Wildnis.

Das hier“, sagt sie „ist wie luxuriöses Zelten.“ Manchmal sogar können die Stationsmitarbeiter an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gehen – und einmal das speisen, was ihnen sonst verwehrt ist.

An Bord der 142 Meter langen Megayacht „L‘ Austral“ können die Passagiere ein Dinner mit dem englischsprachigen Guide Axel Krack buchen. Gut 200 Mal hat der 52-Jährige in seinen Berufsjahren die Drake-Passage überquert, dabei zwölf schweren Orkanen getrotzt und die bizarre, eisige Schönheit der bis zu 3000 Meter hohen Gletscherwelt kennengelernt. Wenn ihn Gäste fragen, wo er denn lebe, sagt er meist: „In der Drake-Passage zwischen Feuerland und der Antarktis.“ Zu seinen Aufgaben gehören neben Vorträgen auch Fahrten mit einem Zodiac. Mit der Verantwortung eines Kapitäns steuert Krack die Passagiere an Eisbergen vorbei. Manchmal stoppt er vor einer Eisscholle, auf der Seeleoparden schlummern und Adeliepinguine ins Wasser springen. „Ich möchte den Gästen mein Wissen weitergeben“, sagt der Norddeutsche.

„Und ich habe große Freude daran, die Tiere zu beobachten.“ An den Kolonien mit 400 000 Adeliepinguinen wie auf Paulet Island und auf Hannah Point (Südshatlandinseln) mit in der Sonne dösenden Seeelefanten gibt es dazu ausreichend Gelegenheit.Die Routen der französischen Reederei Compagnie de Ponant – sie gilt mit zwei Schiffen als Marktführer für Antarktis-Expeditionen – sind so gewählt, dass die Passagiere innerhalb von nur zehn Tagen die schönsten Orte der Antarktischen Halbinsel kennenlernen. Zwar hat Axel Krack gelegentlich Heimweh nach seiner Familie in Osterholz. „Aber hier sind wir immerhin in der Antarktischen Riviera. Und die ist mir zum zweiten Zuhause geworden.“

 

Reederei im Netz: www. ponant.com