Archiv für den Monat: September 2011

Mit der Luxusyacht in die Antarktis – Compagnie du Ponant

http://www.welt.de/reise/Fern/article13620315/Kreuzfahrt-auf-einer-Luxus-Yacht-in-die-Antarktis.html

Quelle: Mein Beitrag für WELT-Online, 23.09.2011

Von Edgar S. Hasse

 Die französische 5-Sterne-Kreuzfahrtreederei Compagnie du Ponant mit Sitz in Marseille nimmt Kurs auf den deutschen Markt. Während weltweit die Traumschiffe immer größer werden und im Durchschnitt mehr als 2000 Passagieren Platz bieten, setzen die Franzosen mit ihren umweltfreundlichen Yachtkreuzfahrten auf die kleine Zahl, auf ungezwungene Atmosphäre an Bord – und auf junge Familien. Käptn´s Dinner? Gerne, aber ohne Schlips. „Wir sind die Nische in der Nische“, sagt Philippe Mahouin, Vice President der Reederei, die mit ihren feinen Luxus-Yachten im Premium-Lifestyle-Segment solche Ziele wie den Orinoko, die Antarktis, die Südsee und das Mittelmeer ansteuern. Die Zahl der Passagiere liegt bei rund 250. Oder noch weniger.

Der jetzt vorgestellte Sommerkatalog 2012 wendet sich erstmals mit einem breiten Angebot an den deutschen Markt. „Wir rechnen im nächsten Jahr neben unserem internationalen Publikum mit 2000 deutschen Gästen“, sagt Mahouin. „Als wir im Jahr 2009 an den Start gingen, waren es gerade mal 30.“ Erstmals macht die „Le Diamant“, ein Expeditionsschiff mit nur 113 Kabinen, im nächsten Jahr in Hamburg fest. Dort startet am 2. August 2012 eine zwölftägige Familienkreuzfahrt ins französische St. Malo über Stavanger, Bergen, die Shetlandinseln und die Isle of Wight (Preis: ab 2.200 Euro pro Person in der Doppelkabine). Kinder bis elf Jahre fahren mit zwei Erwachsenen in der gleichen Kabine kostenlos mit. Zwei weitere Yachtkreuzfahrten für Familien beginnen nächstes Jahr ebenfalls in der Hansestadt Hamburg. Das Ziel: die norwegischen Fjorde und das Nordkap, rund 500 Kilometer nördlich des Polarkreises. Vielleicht kann man dabei sogar Eisbären beobachten.

Wer lieber Pinguine in eisiger Landschaft sehen will, kann auf den hochmodernen Yachtkreuzern „L’ Austral’ und „Le Boréal“ (beide jeweils 132 Kabinen) im kommenden Winter in die Antarktis gleiten, Wellness auf dem Ozean und französische Lebensart inklusive. Auf die Brücke darf hier im Übrigen jeder, um die Arbeit von Kapitän und Offizieren zu beobachten. Der elftägige Törn ab Ushuaia kostet pro Person in der Doppelkabine ab 3800 Euro. Nach Angaben der 1988 gegründeten Reederei, die derzeit über fünf Schiffe verfügt, spielt der Umweltschutz eine herausragende Rolle. So dürften Richtung Antarktis nur 200 Passagiere mit an Bord, um das sensible Ökosystem nicht zusätzlich zu belasten. Die Schiffe hätten keine Silikon-Anstriche, würden mit umweltfreundlicherem Marinedieselöl fahren und seien vibrationsfrei gebaut. Außerdem ist es mit optischen Unterwasserdetektoren möglich, Wale in einer Tiefe von bis zu 400 Meter bei Nacht zu orten, um ihnen rechtzeitig auszuweichen.

Gegenwärtig ist das Unternehmen mit dem internationalen Gütesiegel „Green Ship“ zertifiziert, Marktführer bei Kreuzfahrten zur antarktischen Halbinsel. „Wer einmal in dieser Region war, wird nie wieder Zigarettenkippen aus dem Auto werfen, weil der Respekt vor der Natur nach einem solchen beeindruckenden Erlebnis im ewigen Eis gewachsen ist“, verspricht Andreas Kesslau von der Deutschland-Zentrale der Compagnie du Ponant mit Sitz in Hamburg.

Mehr noch: Vor wenigen Tagen haben die Franzosen den Bau einer weiteren Superyacht bei Fincantieri in Ancona in Auftrag gegeben. Die Auslieferung des 100 Millionen teuren und 142 Meter langen Schiffes ist für Juni 2013 geplant. Wie bei den meisten anderen Luxusyachten werden 95 Prozent der Kabinen über einen eigenen Balkon verfügen.

Streifzug durch die Nacht der Kirchen in Hamburg

 

Quelle: Mein Beitrag in der WELT, 19. September 2011

 

http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article13612781/Wunderbar-85-000-bei-der-Kirchennacht.html

 

Vorhang auf für die Nacht der Kirchen. Am Eingang der Jerusalemkirche an der Schäferkampsallee, direkt neben dem Krankenhaus, ist der rote Teppich ausgerollt. Wo sind die Promis? Die Paparazzi? Nein, hier sind nicht nur VIPs, sondern alle willkommen, die hinein wollen in die ökumenische Kirchennacht.

Ein Duft von orientalischen Speisen steigt in die Nase. Es gibt im Eingangsraum Geflügelspieße und andere Köstlichkeiten aus dem benachbarten Restaurant „Mazza“. Wunderbar. So lautet schließlich auch das Motto der achten ökumenischen Nacht der Kirchen – ein Wort, entlehnt aus dem 139. Psalm des Alten Testaments. Im Großen Saal lauschen gut 150 Zuhörer den Worten von Rabbiner Yuriy Kadnykov und von Pastor Hans-Christoph Goßmann. Das Zusammentreffen der beiden Religionsvertreter ist eine Premiere bei der Kirchennacht. Beide sprechen über den 139. Psalm. „Es gibt sonst keinen Psalm, der so von der Vereinigung von Gott und Mensch spricht“, sagt der Rabbi, während immer mehr Zuhörer betagten Alters Platz im voll besetzten Saal finden wollen.

x Zur gleichen Zeit startet am Mönckeberg-Brunnen die zentrale Eröffnungsfeier für die achte Nacht der Kirchen. Ein „Fest mit Literatur, Musik, Kunst und Tanz“, eine Kulturveranstaltung soll es nach Angaben der Organisatoren werden. 130 Gemeinden mit mehr als 2000 ehrenamtlichen Helfern beteiligen sich daran und bieten 670 Stunden volles Programm. Gemeindekirchen aller Konfessionen, Hauptkirchen, Seemannskirchen, Flussschifferkirche sowie Bahnhofsmission und Heilsarmee haben knapp 600 Veranstaltungen im Angebot. Selbst Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist gekommen, um dem Publikum zu versichern: „Hamburgs Kirchen haben einen festen Platz im Alltag der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.“ Für viele seien sie Räume der Gemeinschaft und Spiritualität, für andere Orte der Ruhe.

Wie die Christuskirche in Eimsbüttel, wo Pastorin Idalena Urbach mit gerötetem Kopf zum Mikrofon greift. Schließlich ist heute die Nacht der Kirchen. Und schließlich geht es bis Mitternacht um die Not der Flüchtlinge, um Migration im Mittelmeerraum. Zur Einstimmung auf die Problematik brilliert der St. Pauli Downhome Gospelchoir mit Liedern aus dem Repertoire und wunderbaren Solostimmen. Das wenig zahlreich erschienene Publikum klatscht begeistert Beifall.

Am Eingang verteilt eine freundliche Dame Kerzen und Zettel mit dem Programm des Abends, Bibeltexten und Gedichten. Auch der 139. Psalm ist darauf abgedruckt. Allerdings nur die schönen Stellen. Zum Beispiel: „Ich danke dir, dass ich so wunderbar gemacht bin.“ Dass da wenig später auch vom Tod der Gottlosen die Rede ist – diese Verse wurden einfach weggelassen. Dabei hatten doch der Rabbi und der Pastor in der Jerusalemkirche kurz zuvor gesagt: „Man kann den Text nicht einfach abschneiden.“ Schwierige Bibelstellen dürften nicht weggelassen werden.

Solche Probleme werden in der Heilandskirche auf der Uhlenhorst umschifft. Denn hier dreht sich alles um Unterhaltungsmusik. Der imposante Bau, zwischen 1926 und 1928 nach den Plänen des Hamburger Architekten Emil Heynen errichtet, ist mit farbigem Licht illuminiert. Auf dem Kirchplatz schimmern weiß gedeckte Tische. Am Portal steht ein einsamer Mann, Bratwürste feilbietend. Es ist der Grillmaster des Abends. Doch von Gästen draußen noch keine Spur. Dafür geht drinnen im Gotteshaus die Post ab. Gut 350 Leute klatschen tosend Beifall, sie fordern Zugaben. Bis schließlich die jungen Akteure im Altarraum vor dem überdimensionalem Kreuz frei nach Nena singen: „Die Zeit ist reif für ein bisschen Zärtlichkeit.“ Auffällig viele junge Leute sind gekommen, um der pop-musikalischen Reise zum Herrn nach dem Motto „10 nach 10 = 20 Songs für ein Halleluja“ zu folgen. Eine perfekte Aufführung. Wunderbar.

Auf das Wunder einer mystischen Nacht warten unterdessen die Zuhörer im „Barmbeker Dom“ St. Sophien. Jeder Gast erhält am Eingang eine brennende Kerze, die das Kirchendunkel zaghaft erhellt. Bei der gesungenen Vesper erinnert Prior Thomas Krauth vom Dominikanerkloster an den mittelalterlichen Mystiker Meister Eckhart (1260–1326). Es duftet nach Weihrauch in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche. „Gott wohnt in jedem Menschen inne“, ruft der Prior den Menschen zu, während eine Frau von einem Weinkrampf geschüttelt wird. Als die alten Psalmen erklingen, muss sie immer wieder mit ihren Tränen kämpfen.

Bis in die Morgenstunden wird die mystische Nacht noch dauern. Am Tag danach heißt es, dass diesmal 85. 000 Gäste die Nacht der Kirchen besucht hätten – so viele wie nie zuvor. Das größte ökumenische Kirchenfest im Norden gehöre zu den „erfolgreichsten Kulturveranstaltungen in der Hansestadt“.

Damit ist die Kirchensteuer doch gut investiert. Oder? Der kostenlose Besuch einer kulturellen Kirchennacht ist unschlagbar im Vergleich zum teuren Abo in der Musikhalle und im Schauspielhaus. Nur dass bei dem Mega-Fest die christliche Kernbotschaft ein bisschen zu kurz kam.

Kultur & Gott: 85 000 Gäste bei der Nacht der Kirchen in Hamburg

Besucherrekord: 85.000 Gäste feierten die 8. Nacht der Kirchen in Hamburg

85.000 Gäste feierten am Samstag, dem 17. September 2011 zum achten Mal die Nacht der Kirchen in Hamburg, das sind 16.000 mehr als im Vorjahr. Von 19 bis 24 Uhr öffneten 130 christliche Kirchen ihre Türen unter dem Motto „wunderbar“. Das größte ökumenische Kirchenfest des Nordens gehört damit zu den erfolgreichsten Kultur-Veranstaltungen in der Hansestadt. Pröpstin und Hauptpastorin Dr. Ulrike Murmann freut sich über den sensationellen Erfolg: „Wir sind beeindruckt, dass immer mehr Menschen die Hamburger Nacht der Kirchen besuchen. Dieses Jahr kamen sogar Gäste aus anderen Bundesländern extra angereist, um das vielfältige Angebot in unseren Kirchen bei Nacht zu genießen- wunderbar! Erfahrungen für alle Sinne, beeindruckende Architektur im Kerzenlicht, mitreißende Top-Bands auf unseren Bühnen und spannende Lesungen. Besonders schön finde ich, wie viele Menschen kommen, um mitzumachen: Vom Singalong bis zum Improvisationstheater – gemeinsam feiern macht Spaß. Das gilt auch für die Gemeinschaft der christlichen Kirchen in Hamburg.“ Propst Jürgen F. Bollmann, bischöflicher Stellvertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck verteilte nach der Eröffnung wunderbar-Buttons an die Besucher: „Ich freue mich über die Energie, die von dem Motto ausging. Die Jugendlichen von GOSPELTRAIN haben es auf der Bühne am Mönckebrunnen gezeigt: Wir Menschen sind wunderbar gemacht, mit all unseren Sinnen. Und viele Besucherinnen und Besucher haben auch die stille Seite der Nacht der Kirchen genossen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen…““ Die Veranstalter stellten in diesem Jahr 672 Stunden Programm auf die Beine, mit 587 Veranstaltungen: Vom stimmungsvollen NDR-Bigband-Konzert im Mariendom über die Premiere des Musicals „20 Lieder für ein Halleluja“ in der Heilandskirche bis zur Schöpfungsgeschichte auf Platt in der Adventgemeinde Grindelberg.

Mehr Informationen und aktuelle Bilder von der diesjährigen Nacht der Kirchen Hamburg fin-den Sie im Internet unter www.ndkh.de und www.kirche-hamburg.de

 

Quelle: Öffentlichkeitsarbeit, Kirchenkreis Hamburg-Ost

Mit Bibel und Koran für den Bau neuer Moscheen

Hamburgs Weihbischof Jaschke und der Muslim Zekeriya Altug über den 11. September und die Folgen

 (Quelle: Mein Interview in der WELT, 10.9.2011)
 
 
Religionen und Gewalt – der 11. September hat dieses Thema vor zehn Jahren wieder neu auf die Agenda gesetzt. In der „Welt“-Redaktion trafen sich der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke und Zekeriya Altug, Vorsitzender von DITIB-Nord, dem Zusammenschluss von 34 Moscheegemeinden und einem Bildungsverein, zu einem Gespräch über die Folgen der Anschläge auch in Hamburg. Es geht um den Umgang miteinander, die Distanzierung von Gewalt und den Bau neuer Moscheen. Altug, der aus der Türkei stammt, deutscher Staatsbürger und promovierter Physiker ist, steht an der Spitze einer muslimischen Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Miteinander von Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland zu fördern.
DIE WELT:
Welchen Einfluss hatten die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf die öffentliche Wahrnehmung von Religion?
Zekeriya Altug:
Es hatte am Anfang sehr viel Skepsis und Misstrauen gegenüber Muslimen gegeben. Auch wir in Hamburg wurden in eine Ecke gedrängt mit denen, die grausame Taten begangen hatten.
Mit verletzenden Äußerungen?
Altug:
Nein. Aber es war eine unterschwellige Unterstellung dabei, dass man sich von diesen Terroranschlägen nicht genügend distanziert. Wir Muslime haben das damals nicht verstanden, weil wir uns niemals mit al-Qaida identifiziert hatten. Für uns war al-Qaida ein verlängerter Arm der USA, weil Osama Bin Laden von den Amerikanern ausgebildet wurde. Er hat nicht im Namen der Muslime diesen Krieg begonnen, sondern als Privatperson und mit einer Minderheit. Wir hatten daher überhaupt nicht das Bedürfnis empfunden, uns vom Terror zu distanzieren. Genauso wie Christen und Deutsche nicht das Bedürfnis haben, sich vom Irak-Krieg der Amerikaner distanzieren zu müssen.
Hans-Jochen Jaschke:
Es kann keinen Generalverdacht gegen die Muslime geben. Das ist klar. Es gab aber eine Tendenz bei manchen Muslimen, indem sie sagten: ,Die Amerikaner sind auch nicht ganz unschuldig.‘ Im Ganzen, denke ich, haben die Kirchen deutlich gemacht, dass Terror im Namen Gottes nicht sein darf.
Warum hat Gott dann solche Terroranschläge zugelassen?
Altug:
Gott hat uns Menschen Intelligenz und Freiheit in der Handlung gegeben. Gott weist uns den richtigen Weg. Aber es ist unsere Freiheit, wie wir uns entscheiden. Gott mischt sich in unsere Handlungen nicht ein. Es sind die Menschen, die diese Entscheidungen treffen. Und es ist der Mensch, der grausamer sein kann als jedes andere Geschöpf.
Jaschke:
Wir sind uns völlig einig – es kann nur einen Gott geben. Aber die verschiedenen Religionen haben unterschiedliche Sichtweisen auf Gott. Gott geht das Risiko der Freiheit ein, Gott setzt diese freie Welt in Gang. Der Mensch kann irren und schlimmste Sachen tun. Bei der christlichen Gottesgewissheit gibt es noch etwas, was uns von den Muslimen unterscheidet: Christen glauben, dass die menschliche Freiheit von Gott und seiner Liebe letztlich gehalten wird. Er holt uns selbst in der schlimmsten Sünde noch einmal ab.
Also sind die Attentäter vom 11. September jetzt im Himmel?
Jaschke:
Es gibt keine billige Gnade geben. Gott sagt nicht: Eia-popeia – und alles ist in Ordnung. Aber wir können Gottes Gnade und Barmherzigkeit keine Grenzen setzen.
Gilt das auch für Terroristen?
Jaschke:
Wir können Gott nicht in die Karten schauen. Es gibt nach dem Tode das Gericht, aber nach welchem Maß Gott richtet – das können wir nicht beurteilen. Es kann aber nicht sein, dass ein Terrorist genauso auf der ,Wolke 7′ sitzt wie sein Opfer. Es gibt bestimmt eine Form von Strafe, dass es zutiefst und bitter wehtut. Aber Gottes Barmherzigkeit bleibt eine unendlich größere Sache.
Altug:
Da sind wir uns mit dem Christentum einig – Gottes Barmherzigkeit ist allumfassend. Er kann viel verzeihen. Aber Gott verspricht uns auch seine Gerechtigkeit. Das heißt: Wenn ein Terrorist Buße getan hat, wäre Vergebung denkbar und möglich. Aber Gott wird gleichermaßen die Opfer vergelten – in irgendeiner Weise.
Welche Auswirkungen hat der weltweit gewachsene Terror auf den Dialog der Religionen in Hamburg?
Jaschke:
Im Interreligiösen Forum ging es am Anfang manchmal schon gereizt zu. Der unausgesprochene Vorwurf belastete das Gespräch. Ich habe bei der Gelegenheit gesagt: Ich möchte, dass die führenden Muslime sich von Terror und der Gewalt distanzieren.
Und das ist nicht erfolgt?
Jaschke:
Jedenfalls nicht so lautstark.
Wäre eine solche öffentliche Bekundung jetzt noch immer an der Tagesordnung?
Jaschke:
Wir müssen Geduld haben. Die muslimischen Autoritäten sprechen eher leise.
Altug:
Ich sehe das anders. In der islamischen Welt hat es viele Gelehrte gegeben, die sich geäußert haben. Zum Beispiel in der Türkei der Präsident des Amtes für Religion. Auch in Ägypten und anderen Staaten waren und sind Stimmen zu hören, dass der 11. September nicht mit dem Islam vereinbar ist. All diese Aussagen werden aber im Westen, in Europa, nicht wahrgenommen. Es ist überhaupt unser Problem, wahrgenommen zu werden in der westlichen Welt. Wir hatten im interreligiösen Dialog bisher das Problem, dass wir über zu wenig Personal verfügten. Bei uns läuft alles über das Ehrenamt. Dieser Mangel hat uns manchmal gebremst. Wir als Verband haben aber inzwischen reagiert und deutschlandweit 1500 Dialogbeauftragte für den religiösen und kulturellen Dialog eingesetzt, darunter 50 in Hamburg und Schleswig-Holstein.
Jaschke:
Das Interreligöse Forum sollte uns gegenseitig ermutigen, dass es gut ist, dass wir religiöse Menschen sind. Dass es gut ist, an Gott zu glauben. Religion bewahrt uns davor, unterzugehen in einer Einheitsmasche einer westlichen Welt, die nur auf Materialismus ausgerichtet ist. In Hamburg sollten wir aber noch lernen, uns mehr auf der Ebene der Gemeinden zu begegnen.
Sollte es weitere Moscheen in Hamburg geben?
Altug:
Der Bedarf an Moscheen entscheidet sich daran, wie groß eine Gemeinde wird. Der Islam ist bemüht, mehr zu zentrieren als zu spalten. Statt mehrerer kleiner Moscheen ist eine einzelne für mehr Leute in der Region besser. Der Bedarf heute ist nicht gedeckt. Wenn Sie zu unserer Centrum-Moschee kommen, denn werden Sie sehen, dass die Menschen draußen beten müssen, weil drinnen kein Platz ist. Wir brauchen neue Moscheen. Ob wir die in Kürze bekommen werden, ist eine finanzielle Frage. Unsere jetzigen Moscheen sind aus der ersten Gründerzeit. Das sind meist Hinterhofmoscheen. Unser Wunsch ist es, die Moscheen für die Gesellschaft sichtbar zu machen.
Und hörbar zu machen mit einem Muezzin-Ruf?
Altug:
Jeder Moslem wünscht sich diesen Ruf öffentlich. Aber es muss einen Konsens dafür in der Gesellschaft geben. Wir respektieren die Haltung der Mehrheitsgesellschaft.
Jaschke:
Wir Christen unterstützen den Bau von Moscheen, von schönen Moscheen. Die Menschen müssen spüren, dass der Glaube etwas mit Schönheit und Kultur zu tun hat. Muslime sind aber nicht die kulturelle Mehrheit in Deutschland. Es darf sich daher keine Parallelwelt um eine Moschee herum entwickeln. Die Bank, das Reisebüro, die Geschäfte – das ist dann fast schon eine islamische Parallelwelt, eine Insel in einem Stadtteil.
Sollen katholische und evangelische Christen für den Bau einer Moschee spenden?
Jaschke:
Warum nicht? Vielleicht für ein Stück der Ausstattung. Ich halte es für vorstellbar, dass Christen den Muslimen zur Eröffnung einer neuen Moschee ein Geschenk machen – als Zeichen der Sympathie, der guten Nachbarschaft und der religiösen Verbundenheit. Mit einer Kollekte könnte ein Ausstattungsstück bezahlt werden.
Altug:
Es ließe sich bestimmt etwas finden. Es wäre ein sehr wichtiges Zeichen zu sagen: Ihr gehört dazu, wir sind eine Einheit hier.
Jaschke:
Eine schöne Tafel wäre zum Beispiel vorstellbar. Sie kann daran erinnern, dass Gott die Liebe ist und Gott Nächstenliebe in Kraft setzt. Mit einem schönen Wort aus dem Koran und der Bibel kann diese Tafel ausgestattet sein.

Von Das Gespräch führte <<Edgar>> <<S.>> <<Hasse>>

100 Jahre Alter Elbtunnel – Die Oldimerparade zum Abschluss der Geburtstagsparty

 

St. Pauli Elbtunnel: Oldtimerparade zum Abschluss des Jubiläums

 

Quelle: Hamburger Port Authority

Mit einer Oldtimerparade am Sonntag, 11. September, findet das 100jährige Jubiläum des St. Pauli Elbtunnels seinen Abschluss. Ab 12 Uhr sind auf dem Vorplatz vor dem Tun-nel auf St. Pauli Seite Autos und Motorräder aus den 1910er, 1920er und 1930er Jahren zu bestaunen. Um 14 Uhr unternehmen die Oldtimer eine Ausfahrt durch den Tunnel. Begleitet wird die Parade musikalisch von der Band „Elastic Soap Jazz“. Überrascht werden die Besucher von den Stel-zenläufern und Comedians von KlirrDeLuxe, die seit Mittwoch mit Kindern und Erwachsenen Spaß machen. Nur noch bis morgen, Samstag, gibt es „Tubeart“ in den Tunnelröhren. Die vier Schlagwerker im Baustellen-Outfit haben inzwischen ein eigenes Tunnelprogramm aus dem Aufzug kreiert. Ob Regenrinne, Bauhelm, Blechdose oder Absperrbaken – für die vier Hamburger ist überall Musik drin. Mitmachen dürfen dabei nicht nur Er-wachsene, sondern auch die kleinen Besucher können zwischen 12 und 17 Uhr ordentlich reinhauen.

Samstag und Sonntag erwartet die Kinder außerdem ein Mitmachpro-gramm des Museums für Arbeit im Betriebshof des Tunnels auf Steinwer-der Seite. Von 12 bis 18 Uhr können sie dabei ihre technischen Fähigkeiten erproben. Gleich nebenan im Kraftwerk ist die Sonderausstellung von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eintrittskarte ist ein Durchfahrtsticket des Elbtunnels für zwei Euro.