Archiv der Kategorie: Publizistik & Medien

Die Stiftung Hamburg Maritim und ihre Flotte

schaarhoern

Im Rahmen von Europas größtem Stifterkongress im Mai 2014 habe ich im Hamburger Abenblatt die Stiftung Hamburg Maritim vorgestellt.

Von Edgar S. Hasse
Am Anfang stand ein Täuschungsmanöver: 1907 genehmigte die Bürgerschaft den Bau eines Vermessungsschiffs. Aber weil der Besuch von Kaiser Wilhelm II. im Hamburger Hafen bevorstand, fiel die Gestaltung des Peilschiffs luxuriöser aus als geplant. So wurde die „Schaarhörn“ in ihrer Ästhetik und maritimen Ausstattung zu einem „Staatsdampfer“. Nach erfolgreichem Einsatz auf der Elbe im Dienst des Strom- und Hafenbauamts dümpelte der mit Kohlen befeuerte Zweischrauben-Dampfer jedoch in den 1970er- Jahren in Schottland vor sich hin. Bis ihn Altonaer Kaufleute wieder nach Hamburg holten.

Nun gehört das 1908 bei Janssen & Schmilinsky gebaute Schiff zur Flotte der Stiftung Hamburg Maritim. Die 2001 auf Initiative der Handelskammer gegründete Einrichtung restauriert und betreibt historische Schiffe und Hafenanlagen und ist aus der Stiftungslandschaft nicht mehr wegzudenken. „Die ‚Schaarhörn‘ ist fester Bestandteil des Hafens und gut darin, durch öffentliche Fahrten den Unterhalt zu erwirtschaften“, freut sich Joachim Kaiser, Vorstand der Stiftung Hamburg Maritim.

Zu den weiteren Schiffen zählen unter anderem der Hafenschlepper Fairplay VIII und der Lotsenschoner N° 5 Elbe, der 1883 in Hamburg gebaut wurde. Auch er hat eine durchaus wechselvolle Geschichte, bis ihn die Stiftung Hamburg Maritim  im Jahr 2002 aus der US-amerikanischen Großstadt Seattle wieder an die Elbe holte.

Die Stiftung mit rund 1100 ehrenamtlichen Mitarbeitern will sich nach eigenen Angaben daran beteiligen, das reiche maritime Erbe Hamburgs zu bewahren – und in Betrieb zu halten. Während es bei Museen darum geht, Exponate zu sammeln und zu bewahren, sollen die alten Schiffe vor allem fahrbereit sein. „Wir machen sie zukunftsfähig, indem wir sie zum Beispiel mit moderner Navigations- und Sicherheitstechnik ausrüsten“, sagt Markus Söhl, Geschäftsführer der Stiftung, die über ein Kapital von 66.000 Euro verfügt.

Unser eigentliches Kapital sind aber die Schiffe und die historischen Gebäude wie der 50er Schuppen„, sagt Söhl. In den kommenden zwei Jahren wollen die Freunde der maritimen Tradition den alten Stückgutfrachter „Bleichen“ wieder auf Vordermann bringen. Das 1958 in Rendsburg gebaute Schiff soll grundlegend erneuert werden.

Was sich in den Planungen offenbar als durchaus schwierig erweist. „Wir sind jetzt dabei, einen Werftaufenthalt zu organisieren und die Finanzierung auf die Beine zu stellen“, sagt Söhl. Das zweite Projekt betrifft den 131 Jahre alten Lotsenschoner N° 5 Elbe. Der Rumpf braucht unbedingt eine umfangreiche Generalüberholung: Alle Spanten und Planken müssen kontrolliert oder ausgetauscht werden. Das bedeutet einen langen Werftaufenthalt mit umfangreichen Arbeiten – und Kosten.

Eine Erfolgsgeschichte ist die Kooperation zwischen der Stiftung Hamburg Maritim mit der Stiftung Berufliche Bildung. Seit Jahren finden auf diese Weise sozial benachteiligte Menschen bei Restaurierungsarbeiten auf den Schiffen und in den Hafenanlagen eine sinnvolle Aufgabe. Beim Projekt „Bürgerarbeit“ sind zurzeit etwa 50 Männer und Frauen an den historischen Schuppen und auch auf der „Bleichen“ beschäftigt. Jugendliche können zudem ausgebildet werden.

Die Flotte auf einen Blick:

Über uns: Aktivitäten – Stiftung Hamburg Maritim (Quelle: Stiftung Hamburg Maritim):

Seit ihrer Gründung ist es der Stiftung gelungen, eine Reihe von wertvollen historischen Schiffen zu übernehmen und wieder in Fahrt zu setzen. Auf den folgenden Schiffen können Sie im Rahmen eines Besuchs, einer öffentlichen oder einer Charterfahrt an Bord gehen:

Die 12-Meter-Rennyacht » HETI ist nach umfassender Restaurierung durch den Beschäftigungsträger „Jugend in Arbeit Hamburg e.V.“ seit 2005 wieder in Fahrt, ebenso wie der Elbfischer-Ewer » CATARINA und das Inspektionsboot » SÜDERELBE. Die Kreuzeryacht » ARTEMIS wurde im Mai 2008 wieder in Dienst gestellt. Alle Projekte werden von eigenständigen Betriebsvereinen betreut.

Der Bergungsdampfer » TAUCHER FLINT III, der Eimerkettenbagger » ALSTER und der Elbfischkutter » GRETA stehen auf der Harburger Werft noch zur Restaurierung an. Gleichfalls restauriert werden muss der Stückgutfrachter » BLEICHEN, der noch bis zum Jahresende 2006 als OLD LADY in der Türkei in Fahrt war. Das Schiff hat seinen Liegeplatz im Hansahafen (Bremer Kai).

Die deutsche Ostseeküste. Von Flensburg bis Zinnowitz – ein Hörbuch

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Neu im FAZ-Shop: Ein Buklet mit zwei CDs. Sie nehmen die Hörer mit auf eine Reise entlang der Ostsee von Schleswig-Holstein nach Vorpommern. Autoren der einzelnen Beiträge sind FAZ-Mitarbeiter. Preis: 19,90 Euro. Bestellungen über den FAZ-Shop. Mehr darüber: http://www.faz-archiv-shop.de

Die deutsche Ostsee bietet als Reiseziel eine einzigartige Vielfalt beeindruckender Landschaften und faszinierender Städte. Ausgehend von Usedom erkunden die F.A.Z.-Autoren die deutsche Ostseeküste in nordwestlicher Richtung bis hinauf an die Grenze zu Dänemark. Den Schwerpunkt für den ersten Teil des Hörbuchs bildet die eindrucksvolle Küste Mecklenburg-Vorpommerns mit den Inseln Usedom, Rügen und Hiddensee, der Boddenlandschaft um Ahrenshoop und dem Münster in Bad Doberan. Der zweite Teil des Hörbuchs führt nach Schleswig-Holstein. Stationen sind hier u.a. die alte Hansestadt Lübeck, die Insel Fehmarn und die Kieler Woche. Nach einem Abstecher an den Nord-Ostsee-Kanal endet die Reise an der Flensburger Förde.

Die hörbaren Publikationen eignen sich bestens als Urlaubseinstimmung während der Anreise im Auto.
Edgar S. Hasse

„Hansa“: Weltweit älteste Schifffahrtszeitschrift feiert 150-jähriges Bestehen

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Edgar S. Hasse
Quelle: Welt am Sonntag, 23.02.2014

In dem „Prospect“ vom 3. Januar 1864 verkündete eine neue Zeitschrift ihr publizistisches Ziel: „Förderung alles dessen, was zur Hebung des deutschen Seewesens beitragen kann“, stand im Editorial. Bis heute informiert das Branchenmagazin „Hansa“ auf Papier und digital über aktuelle Entwicklungen auf den Gebieten Schifffahrt, Schiffbau, Logistik, Häfen und Wasserstraßen. 2014 jährt sich das Bestehen der ältesten noch existierenden Schifffahrtszeitschrift der Welt zum 150. Mal. Kürzlich feierte die Tamm Media GmbH, in der die Publikation erscheint, das Jubiläum mit einer Festveranstaltung im Internationalen Maritimen Museum. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) würdigte Deutschlands älteste Fachzeitschrift dabei so: „Sie ist das Sprachrohr der gesamten deutschen maritimen Branche und hat in 150 Jahren viele Hochs und Tiefs der Schifffahrt erlebt.“

Die Vorsteher der deutschen Seemannschule in Hamburg, Gerad Schuirmann und Georg Thaulow, hatten das renommierte Blatt im Jahr 1864 als „Zeitschrift für deutsches Seewesen“ gegründet und knüpften mit dem Titel „Hansa“ an das historische Erbe des mittelalterlichen Handelsbündnisses an. Dem Geist der damaligen Zeit entsprechend, schlugen die beiden früheren Offiziere der Reichsflotte zuweilen nationale Töne in ihren Editorials an: „Es ist ein gefühlter Mangel, dass Deutschland, bei der Bedeutung seines Seehandels und der großen Zahl seiner alle Gewässer der Erde befahrenden Schiffe, nicht eine einzige nautische Zeitschrift aufweisen kann.“

Seit ihrem Bestehen hat die „Hansa“ nach Angaben der Tamm Media GmbH eine wichtige Rolle in der Pionierzeit der deutschen Schifffahrt gepielt – etwa bei der Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Jahr 1865, des Germanischen Lloyds 1867 sowie bei der Entstehung des Deutschen Nautischen Vereins (1868).

Noch heute ist die von Chefredakteur Niko Späth geleitete Fachzeitschrift „Hansa“ mit Sitz am Georgsplatz das offizielle Mitteilungsblatt der deutschen Nautiker. Wie genau die wechselvolle Geschichte dieser Zeitschrift verlief, hat jetzt der Historiker und Publizist Sverre Gutschmidt im Auftrag des Verlags genauer untersucht. Die erste Redaktionsadresse, berichtet er, lag in „Hommer’s Hotel, Hahntrapp No. 6“. Diese Straße, einst auch Hahnentwiete genannt, liegt noch heute in der Altstadt nahe der vom Krieg zerstörten Nikolaikirche. Zu den ersten Höhepunkten der Zeitschriftengeschichte zählte die 1870 veröffentlichte Beilage über die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die aufwendig unter dem Motto „Gott segne das Rettungswerk“ illustriert war. Später gab die „Hansa“ das Signal für die Gründung des Deutschen Nautischen Vereins.

Der provisorische Vorstand „dieser jungen Gesellschaft“ plane eine „constituierende Versammlung“ für den April, hieß es in der Ausgabe vom 1. März 1868. Daneben stand die Meldung mit einer Einladung ins „Hotel de Hambourg“. Diese Nachricht, so der Historiker Gutschmidt, „ebnete einer weiteren bahnrechenden Vereinsgeschichte den Weg“. Noch heute stellt der Deutsche Nautische Verein von 1868 als Dachverband der 20 regionalen Vereine mit rund 4000 Mitgliedern die Seeschifffahrt und maritime Wirtschaft in Deutschland erfolgreich in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten.

Während der 25. Jahrgang des Journals 1888 mit unterhaltsamen Berichten über „Die Tauchkunst“, die Kaiserliche Marine sowie den „Bau von Fischereihäfen am Norddeich und auf Nordernei“ glänzte, konnten die Experten Jahrzehnte später ihr Entsetzen über die Folgen des Ersten Weltkrieges kaum in Worte fassen. „Das furchtbarste Jahr deutscher Geschichte liegt hinter uns“, heißt es zum Beispiel in der Ausgabe vom 3. Januar 1920. Bald sollte die nächste deutsche Katastrophe folgen – die „Machtergreifung“. Grußbotschaften der NS-Funktionäre prägten häufig die Postille. Propaganda-Minister Joseph Goebbels lobt die „Hansa“ als „Mittler zwischen Deutschland und der Welt“.

Die erste Nachkriegsausgabe am 1. Mai 1948 machte eine verheerende Bestandsaufnahme: „Von einem Tonnagebestand von etwa 4.000.000 BRT vor Ausbruch des Krieges sind der deutschen Handelsflotte in den Westzonen nur 422 kleine Küstenmotorschiffe und Dampfer mit etwa 117.000 BRT verblieben.“

Zu berichten gab es in den Folgejahren des Wirtschaftswunders viel. Unterdessen steuerte das Journal selbst in neue Hoheitsgewässer: In den 80er-Jahren erwarb der langjährige Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlages, Professor Peter Tamm, gemeinsam mit Partnern diese traditionsreiche Zeitschrift. Sie wird heute von Peter Tamm jun. unter dem Dach der Gesellschaft Tamm Media geführt.

Noch heute stellt die „Hansa“ in jeder monatlichen Ausgabe die wichtigsten Entwicklungen auf den Schiffsmärkten vor. Regelmäßig werden Teile des Heftes sogar auf Englisch publiziert. Die Auflage liegt bei rund 7200 Exemplaren. Dazu kommt ein aktueller Online-Auftritt. Dass diese Zeitschrift die Zeiten überstanden hat, sei nicht zuletzt ein Verdienst von Peter Tamm, sagt Bürgermeister Olaf Scholz. „Er hat viel für den Medien- und Schifffahrtsplatz Hamburg geleistet.“

Alster op Platt – Erstmals Hamburger Alster-Törns in niederdeutscher Sprache

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Von Edgar S. Hasse
Quelle: Hamburger Abendblatt, 17.2.2014
Rudolf und Ursula Birgels bestellen an Bord des Alsterdampfers „Quarteerslüüd“ erst mal einen Pott Kaffee. „So schlimm wird das nicht werden“, sagen die beiden Touristen aus dem nordrhein-westfälischen Krefeld, während eine Windböe über die Binnenalster peitscht. Das Ehepaar meint aber nicht das verregnete Sonntagswetter, sondern weist auf einen Mann mit windzerzaustem Haar, roter Jacke und rotem Schal. Es ist Volker Roggenkamp, der gerade den Dampfer betritt, zum Mikrofon greift und die Passagiere auf Plattdeutsch begrüßt: „Moin, Moin. Dat geiht doch!“

Den ganzen Törn lang wird der 68-jährige Stadtführer und Nachtwächter Volker Roggenkamp ohne Punkt und Komma Platt snacken. Wer diese Fahrt gebucht hat, weiß also, worauf er sich einlässt – auf „Diet un Dat up Platt“.
Zum ersten Mal in seiner Geschichte bietet das Unternehmen Alster-Touristik Fahrten auf Plattdeutsch an. Bis Ende Oktober steht die Tour „ALSTER OP PLATT an ausgewählten Terminen auf dem Programm. Preis: 19,50 pro Person. Hochdeutsch sprechen die Stadtführer auf dieser zweistündigen Fahrt vom Anleger Jungfernstieg zum Rondeelteich ganz selten. Zum Beispiel nur dann, wenn solche Worte wie „Oberflächenwasserrückhaltebecken“ nötig sind.

Ganz ohne Schippermütz, aber mit klarem Blick auf den Kurs legt Kapitän Ralph Asmus seinen Dampfer ab. Fremdenführer Roggenkamp, ein Experte für Hummel-Hummel, Heine und ganz Hamburg, packt mehrere Bücher auf den Tisch. Immer wieder wird er Heiteres daraus vortragen, während die „Quarteerslüüd“ wenig später am Mühlenkamp vorbeigleitet. „Kiek mol, die Elbphilharmonie!“, sagt er. Die Hamburger seien froh, dass es kein Flughafen geworden sei, lacht er verschmitzt und weist auf die Kostenexplosion des Flughafens Berlin-Brandenburg hin.
Sobald markante Bauten vor dem Fenster des Alsterschiffes auftauchen, gibt Roggenkamp die wichtigsten Informationen. Rathuus (Rathaus), de Marienkark (Dom St. Marien), die feinen Hotels und, „mein lieber Onkel Otto“, die diversen Rudervereine an der Alster. Fiev dusend (5000) Ruderboote sollen immerhin auf der ALster schwimmen. Sagt der Kapitän.
Die Gäste quittieren, was sie hören, häufig mit Beifall. Und sie wollen mehr wissen. Vertell doch mal! Zum Beispiel das Gedicht des Hamburger Dichters Heinrich von Gyldenfeldt mit dem Titel „Kalzium“. Das geht so: „Es saß einmal auf meinem Schoß / ein Fräulein von den Eskimos. Ich flüsterte: ‚O holdes Kind‘ / wie Kalzium die Lenden sind.“
Mit dem unterhaltsamen Mix aus Poesie und Plattdeutsch erreicht der Dampfer den Stadtpark – und die Stimmung an Bord ihren Höhepunkt. Gisela und Hans-Uwe Seib sehen, wie zwei Kormorane über das Wasser fliegen. Die beiden Hamburger waren schon häufiger mit der Alsterflotte unterwegs. Doch dieses niederdeutsche Hörerlebnis ist auch für sie etwas Neues.
Zwar sprechen immer weniger Menschen die plattdeutsche Sprache. Einige Zehntausend mögen es in Hamburg aber mindestens sein. Aber vielen Hamburgern ist die Pflege des Niederdeutschen besonders wichtig geworden. Nicht von ungefähr bietet die Alster-Touristik deshalb den Törn „Alster Op Platt an – für eine kleine, höchst interessierte Klientel.
Auch andere Unternehmen wie die Asklepios Klinik Wandsbek greifen das neue Interesse auf und verkünden jetzt auf ausgewählten Krankenstationen, dass dort auch PLatt gesprochen wird: „Wi snackt ok Platt“. In einigen Grundschulen wie Neuenfelde und Finkenwerder steht Plattdeutsch sogar auf dem Stundenplan.
Bevor Volker Roggenkamp weitere Geschichten erzählt, passiert das Schiff die ersten Schrebergärten. Eine HSV-Flagge weht da einsam vor einer Laube im Februarwind. Nach den Niederlagen der vergangenen Wochen ein eher bescheidenes Symbol dafür, dass der Verein bald im Aufwind sein könnte. „Holt die HSV-Flagge runter“, ruft da ein Passagier in die Runde. Offenbar steht er mit seiner Position allein. „Die bleibt“, entscheidet Gästeführer Roggenkamp. „Tüdelkram!“
Vom Stadtparksee nimmt die „Quarteerslüüd“ wieder Kurs auf den Heimathafen Jungfernstieg. Die ersten Gäste bestellen Bier, und sechs Osnabrücker Touristinnen dürfen einem NDR-Team vom „Hamburg Jouurnal“ ein munteres „Guten Abend, Hamburg!“ zurufen.
Es geht vorbei bei Bobby Reich, den Pöseldorfer Villen und der Hochschule für Musik und Theater. Wer je einen Alstertörn gemacht hat, kennt Hamburg von seiner schönsten Seite. Aber er hat eines noch nicht erlebt: reichlich Döntjes – 120 Minuten lang Platt auf der Alster. „Gleich sind wir tu huus“, verkündet Roggenkamp. Das Schiff legt an, die beiden Krefelder steigen aus und freuen sich: „Es war lustig und nicht langweilig. Wir haben fast alles verstanden.“

FOTO: ALSTERTOURISTIK

Purer Luxus für die Seele – Tipps für den Herbst 2013

Quelle:
Welt am Sonntag, 06.10.2013

Edgar S. Hasse
Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, sehnt sich der Mensch nach mehr Wärme und Licht. Gefragt sind in den Herbsttagen aber auch kulinarische Erlebnisse, die mit ihren Produkten und Zutaten so recht in die Jahreszeit passen. Zudem stehen Entspannung mit Thalasso und Wellness hoch im Kurs. Die schönsten – und zuweilen teuersten – Herbsttipps auf einen Blick.

Exklusiv-Menü

Sternekoch Thomas Martin vom „Louis C. Jacob“ hat extra ein Herbstmenü zusammengestellt, zu dem auch regionale Produkte wie Kürbis und Schneverdinger Rehrücken gehören. Das Menü kostet 126 Euro pro Person. Die kulinarische Reise in den Herbst beginnt im feinen Restaurant in der Elbchaussee mit „Finkenwerder Gemüse“, Aprikose und Arganöl. Auf der exklusiven Menükarte stehen darüber hinaus „Ochsenschwanz Consomme“ mit Sellerie und Trüffel sowie „Angel Dorsch“ (Bete, Räucheraal, Williams Birne) oder „Schneverdinger Rehrücken“ mit Portwein Reduktion, Buchweizen und Hokkaidokürbis. Ein Dessert aus Zwetschge, Quark und Karamell rundet das herbstliche Menü ab. Auf der beliebten „Lindenterrasse“ lässt Thomas Martin in den kommenden Tagen gern die „Samtsuppe vom Hokkaidokürbis mit Kernen und Öl“ servieren (Preis: 9,50 Euro).

Wohlfühlen auf Sylt

Die Nordseeinsel Sylt zeigt sich im Herbst eher von ihrer stillen, geheimnisvollen und manchmal auch stürmischen Seite. Umso wichtiger sind wärmende Aufenthalte in modernen Wellness-Tempeln mit Wohlfühl-Massagen.

„Genussvoller Herbst“ heißt das Arrangement im Landhaus Stricker (Fünf-Sterne-Superior) in Tinnum. Fünf Übernachtungen kosten pro Person im Doppelzimmer insgesamt 899 Euro. Inbegriffen sind nicht nur das tägliche opulente Frühstück, sondern an drei Abenden ein Drei-Gänge-Menü sowie an einem Abend ein Fünf-Gänge-Überraschungsmenü im Sternerestaurant Bodendorf’s.

Darüber hinaus gehören der Besuch des 700 Quadratmeter großen Spa und eine Teilmassage in der Beautyabteilung zum Herbst-Arrangement in der Luxusherberge von Holger Bodendorf. Wer lieber gleich sieben Übernachtungen buchen möchte, sollte das Arrangement „Ankommen und Wohlfühlen auf Sylt“ wählen. Der Preis pro Person im Doppelzimmer liegt hier bei 1325 Euro.

Abheben und Ablegen

Von Hamburg aus startet am 11. November ein Privatjet mit maximal 48 Passagieren ins brasilianische Salvador de Bahia. Nach einem Dinner im Hotel „Vier Jahreszeiten“ an der Binnenalster beginnt der 19-tägige Kreuzflug von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten mit einem separaten Check-in am Hamburger Airport. Die Flugreise mit Übernachtungen in den besten Hotels und Lodges vor Ort führt unter anderem nach Rio de Janeiro, Lima, in die Atacama-Wüste über Antigua nach Hamburg zurück. Anders als bei einer Kreuzfahrt bleiben die Gäste bei einem Kreuzflug länger an den ausgewählten Reisezielen. Der Südamerika-Kreuzflug kostet pro Person im Doppelzimmer 49.890 Euro, inklusive zahlreicher Leistungen.

Billiger ist dagegen eine kurze Flugreise von Hamburg direkt nach Helgoland. Die Ostfriesische-Flug-Dienst GmbH (OFD) bietet die Möglichkeit an, diese Touren mit einer Britten Norman Islander als Charterflug exklusiv zu buchen. „Je nach Fluggerät und Dauer des Fluges kostet das Angebot von Hamburg nach Helgoland für acht Personen rund 2000 Euro“, sagt Corina Habben von der OFD-Marketingabteilung.

Mehr noch: Zum letzen Mal in diesem Jahr läuft die „Queen Mary 2“ im November den Hamburger Hafen an. Die Transatlantik-Passage startet am 10. November und endet am 19. November in New York. Princess-Suiten zum Preis ab 3299 Euro pro Person. Das Grand Duplex Appartement ist zum Beispiel für 18.270 Euro pro Person zu haben. Preiswerter ist eine zweitägige Schnupperreise von Hamburg nach Southampton (Suiten ab 499 Euro).

Salz auf der Haut

Damit auch der Mann möglichst entspannt durch den Herbst kommt, hat die Kosmetik-Abteilung des „Side Hotel“ neben der Gesichtsbehandlung auch eine spezielle Rückenmassage mit vielen Mineralsalzen für Entspannung suchende Männer konzipiert. „Mit einer Feuchtigkeit spendenden Ganzkörpermassage wird das Gleichgewicht der Haut wieder hergestellt“, sagt PR-Managerin Nadja Gregorec. Zum Gesamtpreis von 130 Euro („Für Ihn“) können die Gäste den ganzen Tag lang das SPA des Fünf-Sterne-Hauses mit traumhaftem Blick über die Dächer der Stadt nutzen – und genießen. Auch „Für Sie“ ist ein Wellness-Paket buchbar. Gesichtsbehandlung und Körperpeeling mit Kristallen karibischen Rohrzuckers kosten 145 Euro. Beide Angebote gelten auch für Gäste, die nicht im Hotel übernachten.

Schlemmen und schlummern

Das „Ringhotel Waldschlösschen“ in Schleswig überrascht jetzt mit einer neu gestalteten Garten-SPA-Landschaft, zu der ein Kräuterpavillon und eine Bibliothek gehören. Die traditionelle Rasul-Zeremonie steht in Kombination mit einer Ayurveda-Behandlung auf dem Programm des Wellnessangebotes „Wildkräuter-Traum“ (140 Minuten kosten 150 Euro). Auf einem Salbei-Bett können die Gäste ihre Behandlung bei einer Tasse frisch gebrühten Tees ausklingen lassen. Das inhabergeführte Haus gehört zu den Gründungsmitgliedern des Schleswig-Holstein Gourmet Festivals. Am 31. Januar 2014 empfängt das Vier-Sterne-Superior-Hotel von Hans-Werner Behmer am Wildgehege der Gottorfer Herzöge den Zwei-Sterne-Gastkoch Denis Feix ( „Il Giardino“ im „Columbia“-Hotel Bad Griesbach) zur Kreation des Fünf-Gänge-Menüs (159 Euro). Die Zimmerpreise im „Waldschlösschen“ betragen bei einer Suite 239 Euro. Im Rahmen des Gourmet-Festivals gibt es am 27. und 28. Oktober noch wenige freie Plätze für experimentierfreudige Feinschmecker im „Strandhotel Glücksburg“. Das Fünf-Gänge-Menü inklusive begleitender Getränke – vom Champagner bis zum Digestif – kostet 159 Euro p. P., und wer bei Wellengeplätscher einschlafen möchte, kann das Festival-Arrangement ab 229 Euro Person buchen.