Archiv der Kategorie: Publizistik & Medien

Abschied von Detlev Louis, dem Gründer von Europas größtem Motorradzubehör-Handel in Hamburg

 

Mehr als 500 Trauergäste nahmen bei einem Requiem im katholischen Dom St. Marien Hamburg am 25. Oktober 2012 Abschied von einem Mann, der die Motorradbranche in Deutschland wie kein anderer prägte. Der Hanseat Detlev Louis, Gründer von Europas größtem Motorradzubehörhändler, war im biblischen Alter von 93 Jahren in Harvestude gestorben. Er hatte als Rennfahrer in den 1930er-Jahren begonnen und aus der Leidenschaft für Motorräder in der Sierichstraße ein eigenes Unternehmen aufgebaut – nun ist er endgültig an sein Ziel gekommen. Bis zum Schluss stand er an der Spitze seiner 1938 gegründeten Firma, die er ebenso zielstrebig wie sozial verantwortungsbewusst von einer kleinen Reparaturwerkstatt zum europaweit angesehenem Motorradbekleidungs- und zubehörunternehmen führte.

Die beiden Geschäftsführer der Detlev Louis Motorradvertriebs GmbH, Nico Frey und Joachim Grube-Nagel, zeichneten auf Bitten seiner Witwe Ute die vielfältigen Lebensspuren des Verstorbenen nach. „Er war ein verlässlicher und hilfsbereiter Gesprächspartner. Und ein Stifter und Unterstützer, der öffentlich nicht genannt werden wollte“, sagten sie. Risikobereit, mutig, abwägend und innovativ sei er gewesen, aber auch streng und humorvoll. „Möge der Tag kommen, dass aus dieser Trauer Dankbarkeit wird“, sagten die beiden Unternehmer.

„Die große Trauergemeinde“, betonte Dompfarrer Georg von Oppenkowski, „zeigt das große Netz seines Wirkens.“ Detlev Louis habe das, was er an Gaben empfing, bei der Gestaltung des Gemeinwesens mit anderen geteilt. Es ging ihm immer um die Würde des Menschen.“ Bis ins hohe Alter suchte er regelmäßig sein Firmenbüro auf. Erst im vergangenen Jahr zeichneten der Branchendienst „Versandhausberater“ sowie der Bundesverband des Deutschen Versandhandels sein Unternehmen als „Versender des Jahres“ aus. In seinem Privatleben liebte er seit Jahrzehnten das Golfspielen, Skifahren, Segeln und – mit wachsenden Jahren in gedrosseltem Tempo – das Motorradfahren.

Mehr darüber in meinem Beitrag in  der WELT Hamburg, 26.10.2012

http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article110262453/Rennfahrer-Unternehmer-Vorbild.html

250 Jahre Hamburger Michel: „Danke, sei gesegnet“

Von Edgar S. Hasse

(Quelle: WELT Hamburg, 22. Oktober 2012)

Fast auf den Tag genau vor 250 Jahren mussten die Stadtväter am 19. Oktober 1762 zur Einweihung der Hauptkirche St. Michaelis wegen des großen Besucherandrangs öffentliche Verhaltensregeln erlassen. Neben der „Notification, wie diejenigen, so der Einweihung der grossen St. Michaeliskirche beywohnen wollen, sich dabey zu verhalten haben“ auch eine „Kutschenparkordnung“.

Derlei erwies sich zum Festgottesdienst am vergangenen Sonntag (21. Oktober 2012) als überflüssig, denn das Interesse der Hamburger am 250. Gedenktag der Kirchweihe hielt sich angesichts des sonnigen Herbstwetters eher in Grenzen. Längst waren nicht alle Sitze der 2500 Plätze umfassenden barocken Kirche besetzt. Als der Chor dann den Gottesdienst mit dem Vers „Komm wieder, Herr, zu der Menge der Tausenden in Israel“ musikalisch eröffnete, klang das eher als Verheißung denn als Realität. Allerdings waren etliche prominente Persönlichkeiten unter den Besuchern, darunter der Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, Frank Schira (CDU), Justizsenatorin Jana Schiedeck (SPD), die frühere NDR-Landesfunkhauschefin Maria von Welser und die Ehrenbürger Hannelore und Helmut Greve.Bischöfin Kirsten Fehrs würdigte den als einen Gottes-Raum, in dem die Bäckerinnung genauso ihr geistliches Zuhause findet wie Banker und Touristen.

 In den vergangenen 250 Jahren hätten viele Menschen ihren Schmerz hierher getragen, sagte die Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck in ihrer Predigt. „Dann und wann mag Gott sich selbst neben sie auf die Kirchenbank gesetzt haben. Und wie viele haben hier ihre Seligkeit über die gesunde Geburt ihres Kindes, über die Liebe ihres Lebens, über ihre beruflichen Erfolge zum Ausdruck bringen können.“Die Bischöfin rief die Christen dazu auf, der Botschaft von der Liebe Gottes in der Gesellschaft Gehör zu verschaffen, denn der Glaube sprenge die „private Überschaubarkeit“. Vor allem aber dankte sie den vielen Mitarbeitenden und Unterstützern, die kirchliches Leben in diesem Hamburger Wahrzeichen ermöglichen. „Der ist ein Ort der Liebe, der das Schwere überwinden hilft. Gott selbst nimmt uns hier mit Freuden auf. Danke, mein Michel, sei gesegnet.“ Festlich umrahmt wurde der Gottesdienst mit der Aufführung jener Kantate von Georg Philipp Telemann, die bei der Kirchweihe unter dem Titel „Oratorium zur Einweyhung der neuen St. Michaeliskirche“ erklang. Der 81-jährige Telemann, ehedem Musikdirektor der fünf Hamburger Hauptkirchen, hatte die Uraufführung selbst dirigiert. Es sollte der letzte öffentliche Auftritt vor seinem Tode im Jahr 1767 sein. Die Jubiläumsaufführung am Sonntag stand unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Christoph Schoener.Noch bis zum Reformationsfest am 31. Oktober feiert der Michel sein 250-jähriges Bestehen .

An diesem Montag (22. Oktober)  steht im Rahmen der Festwoche ein Vortrag von Professorin Ruth Albrecht, Institut für Kirchen- und Dogmengeschichte der Universität Hamburg, auf dem Programm. Sie spricht über das Thema „Der Michel, die Stadt und die Menschen – Rückblicke auf Glauben und Leben in der Zeit von 1762 bis 2012“. Franz Schuberts As-Dur-Messe und ein Orgelkonzert komplettieren die kulturellen Angebote während der Festwoche.Neben der Dresdner Frauenkirche ist der Hamburger Michel die zweite große Barockkirche des Protestantismus in Deutschland. Um 1600 war die Kirche noch eine kleine Kapelle. Nachdem ein Brand im Jahr 1750 den Vorgängerbau zerstört hatte, wurde der Neubau mit dem markanten barocken Kirchenschiff nach einer Bauzeit von zwölf Jahren 1762 eingeweiht. Der Turm kam allerdings erst 1786 dazu. Er ist mit 132 Metern der zweithöchste in Hamburg. Und die Turmuhr ist mit einem Durchmesser von acht Metern die größte in ganz Deutschland. Die Hauptkirche gilt als der schönste Barockbau in Norddeutschland.

 

Zur Wiedereröffnung des renovierten Michel 2009:

WELT-Online, 25.10.2009

http://www.welt.de/regionales/hamburg/article4971393/So-schoen-ist-der-neue-Michel.html

Edgar S. Hasse

Wer jetzt den Innenraum des Hamburger Michel betritt, sieht strahlendes Weiß. Das ganze Kirchenschiff ist eine einzige Sinfonie aus Helligkeit. Es glänzt das Blattgold, und das gesamte Kirchenschiff atmet eine Weite, die direkt in den Himmel zu führen scheint. Selbst die alten Kirchenbänke wurden erneuert und aufpoliert und warten nun auf die ersten Gottesdienstbesucher.

Nach 22 Monaten Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten wird die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis am kommenden Sonnabend feierlich wieder in den Dienst gestellt. Nachdem die Gemeinde monatelang in der Krypta ihre Gottesdienste feiern musste, nimmt sie am 31. Oktober Besitz von Norddeutschlands schönster und imposantester Barockkirche.

Der Tag hätte nicht besser gewählt werden können, denn der 31. Oktober erinnert an den Beginn der Reformation Martin Luthers. „Größere Bauarbeiten am Michel werden erst in 60 Jahren notwendig sein. Und das neue Dach hält bestimmt 100 Jahre“, verspricht Projektsteuerer Gernot Schindler von der Sellhorn-Ingenieur-Gesellschaft.

Der Michel gilt als einer der bedeutendsten deutschen Barockbauten des Protestantismus. Um 1600 war die Kirche zunächst eine kleine Kapelle. Der Entwurf für den heutigen Bau stammt von 1750. Im Jahre 1906 durch ein Feuer zerstört und im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde die Kirche bis 1952 wieder aufgebaut.

In mehreren Etappen musste der Michel in den zurückliegenden Monaten saniert werden. Denn es zeigten sich erste Risse im Mauerwerk und erhebliche Probleme mit dem Kupferdach. Es bestand die Gefahr, dass sich einzelne Dachplatten beim Sturm hätten lösen können. Also entschied sich der Kirchenvorstand im vergangenen Jahr, den Innenraum für Besucher und Gottesdienste zu sperren und eine der umfangreichsten Sanierungsarbeiten in der Geschichte des Michels zu starten.

Die Ergebnisse können sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen: Auf dem Norddach, das 2008 erneuert wurde, und auf dem Süddach glänzt jetzt frisches Kupfer. „Erst in 15 bis 20 Jahren dürfte es wohl komplett Patina angesetzt haben“, sagt Bauexperte Schindler. Insgesamt wurden auf einer Fläche von 2280 Quadratmetern 45 Tonnen Kupfer verarbeitet. Sie sind ein Geschenk der Aurubis AG (ehemalige Norddeutsche Affinerie). Um möglichst umweltschonend zu arbeiten, wurden die alten Platten recycelt und auf diese Weise wieder verwendet. Mehr noch: Statt Bimsbeton wie beim früheren Dachaufbau haben die Handwerker jetzt Mahagoni verwendet. „Das wird lange halten“, sagt Schindler.

Insgesamt waren in 22 Monaten rund 400 Handwerker im Einsatz. Allein die Maler brachten sechs Tonnen weiße Farbe aus, damit der Innenraum so rein und klar strahlt, wie ihn jetzt die Besucher in Augenschein nehmen können. Darüber hinaus wurden kilometerlang Elektrokabel verlegt, eine neue Bankheizung installiert, eine andere Technik für die Versorgung durch Fernwärme gewählt.

Vor allem für Michel-Küster Tobias Jahn bedeuten die Neuerungen eine Erleichterung der Arbeitsabläufe. „Auch wenn ich erst mal einen IT-Kurs belegen musste“, sagt er und lacht. Per PC-Taste steuert er nunmehr zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit auf ideale 35 Prozent und die Raumtemperatur auf komfortable 16 bis 18 Grad.

Vor allem die Liebhaber der Kirchenmusik dürfen sich über den neuen Michel freuen. So erklingt am Reformationstag um 18 Uhr zum ersten Mal nach der Renovierungspause wieder das zweite große Orgelwerk, die sogenannte Konzertorgel auf der Seitenempore. Die größte Überraschung wird zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg das Fernwerk sein. Es ist mit seinen 1222 Pfeifen auf dem Dachboden, hinter der Steinmeyer-Orgel versteckt, komplett neu entstanden. Eine musikalische Funktion dieses Instruments, das von einem Manual zentral gesteuert wird, ist die Klangverzögerung mit einer sechstel Sekunde.

Dieses Phänomen ermöglicht ein meterlanger und -hoher Schallkanal, der von dem Fernwerk bis zu einer Öffnung in der Mitte der Decke über dem Kirchenschiff führt. Diese Öffnung wird Schallloch genannt und war bislang verschlossen. Doch nun kann das vergitterte Schallloch jeder Michel-Besucher sehen, sofern er seinen Kopf nach oben reckt. Nur wenige Gotteshäuser in Europa verfügen über ein derart perfektes Fernwerk-System. Mit dieser Neuerung hinter der historischen Steinmeyer-Orgel verfügt der Michel über drei „Königinnen der Instrumente“. Nächstes Jahr soll im Übrigen die vierte Orgel eingebaut werden. Damit kann die erfolgreiche Kirchenmusik ihr Programm weiter ausbauen.

Um die Sanierung finanziell zu ermöglichen, wurde die Aktion „Michel, Mein Michel“ ins Leben gerufen. Doch die größte Summe stammt von der G. und L. Powalla Bunny’s Stiftung. „Ihr und der Aurubis AG gebührt unser großer Dank“, sagt Michel-Hauptpastor Alexander Röder.

12,7 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. „Diese Summe ist gedeckt“, weiß Bauexperte Schindler. Leider erlebt Stifterin Lieselotte Powalla die feierliche Ein-?weihung nicht mehr, denn sie verstarb im April im Alter von 86 Jahren. Der große Festgottesdienst mit den Sponsoren und Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ist für den ersten Advent am 29. November geplant.

Das strahlend schöne und nun wieder zugängliche Gotteshaus wird in den nächsten Wochen viele Besucher anlocken. Denn schon jetzt war es nach der Dresdner Frauenkirche die am häufigsten besuchte evangelische Kirche in Deutschland und der Schweiz. Während die erst 2005 wieder aufgebaute Frauenkirche 1,5 Millionen Besucher pro Jahr zählt, sind es im Michel immerhin 1,1 Millionen.

Audi Hamburg fährt auf Opti-Teamrace auf der Außenalster ab

Quelle: NRV Hamburg, 27.09.2012

Der Norddeutsche Regatta Verein NRV und das Audi Zentrum Hamburg hauchen dem Opti-Teamrace Hamburg neues Leben ein. Am Sonnabend, den 29. September 2012 starten 36 Hamburger Nachwuchssegler auf der Außenalster im innovativen Teamrace-Modus. Der erste Start ist für 10:00 Uhr angesetzt.

Pro Team treten vier farblich mit Leibchen und Mütze gekennzeichnete Opti-Segler an und versuchen, mit regelkonformen Manövern die gegnerische Mannschaft nach hinten zu segeln. Das Team mit der niedrigsten Punktezahl aus den zusammengerechneten Individual-Platzierungen gewinnt. Das Interessante am Wettfahrtmodus: Um den Mannschaftsgeist der Ein-Mann-Jollensegler in den Vordergrund zu rücken, siegt bei Punktegleichstand das Team, aus dem keiner der Segler den ersten Platz belegt hat. Zuschauerfreundlich vor dem Uhlenhoster Fährhaus-Anleger werden die Sieger in 20 knackigen Kurzwettfahrten auf zwei Up&Down-Kursen ermittelt während das Audi Zentrum Hamburg als langjähriger Partner des NRV für die Verpflegung der Teilnehmer und ihren Familien auf dem NRV Clubgelände sorgt.

Jürgen Deforth, Geschäftsführer des Audi Zentrum Hamburg über das Engagement: „Wir freuen uns, den Hamburger Segelnachwuchs bei einem Event zu unterstützen, welches die sportliche Atmosphäre auf der Alster unterstreicht und von den Seglern geschicktes taktisches Denken fordert.“

 

So lernen Optimisten das Segeln auf der  Elbe:   http://www.welt.de/print-wams/article98770/Blankeneser-Nuss-Schalen-auf-hoher-See.html

Von Edgar S. Hasse

Florestan und Julius Koll kennen schon viele Reviere. Mal segelten sie der Konkurrenz auf der Alster, mal auf der Flensburger Förde davon. In der kommenden Woche allerdings stehen die beiden zwölf und elf Jahre alten Hamburger Arztsöhne vor ihrer bislang größten sportlichen Herausforderung. Dann nehmen sie an einer Regatta teil, die es so in der Nordsee noch nicht gab: Am Freitag und Sonnabend fahren sie auf hoher See – direkt vor Helgoland – erstmals die kleinsten Boote mit den jüngsten Seglern um die Wette.

Bei der Regatta der „Optimisten“, der Mini-Bootsklasse von nur 2,30 Metern Länge, wollen Florestan und Julius vordere Plätze belegen, „am liebsten aber Sieger werden“.

Zum ersten Störtebeker-Optimisten-Cup haben sich insgesamt rund 80 Nachwuchs-Segler aus ganz Deutschland angesagt, darunter 15 aus Hamburg. Ihr Durchschnittalter: acht bis elf Jahre. Selbst aus Bayern reisen die „Optimisten“ an. Organisiert wird das maritime Spektakel vom Blankeneser Segel-Club, der Yachtschule Helgoland und dem Wassersportclub der Insel. Auf die Sieger warten ein mit Lorbeeren geschmückter Pokal, Sachpreise wie Schwimmwesten sowie Plaketten, gestiftet von den Helgoländer Rotariern.

Die Idee für eine Regatta der Nuss-Schalen vor Helgoland wurde in jenen Monaten geboren, in denen heftige Stürme über Deutschlands einziger Hochseeinsel tobten. „Helgolands Bürgermeister fand unseren spontanen Vorschlag toll und sagte prompt seine Unterstützung zu“, erzählt Initiator Torsten Satz, 42, Jugendleiter beim Blankeneser Segel-Club und Teilnehmer an der DaimlerChrysler North Atlantic Challenge (Platz sieben).

Doch so ungewöhnlich der 70 Kilometer vom Festland entfernte Veranstaltungsort sein mag – so groß sind auch die logistischen Probleme. Per Pkw-Trailer und Fähre, unterstützt von der Karl Meyer Reederei, müssen die 80 Mini-Schiffe Anfang der Woche nach Helgoland transportiert werden.

Auch für die Eltern der Jung-Segler verlangt der Optimisten-Cup höchste Mobilität. „Opti-Eltern“, sagt Profi-Segler Satz, „müssen grundsätzlich willig sein, ihre Kinder von A nach B zu bringen.“ Viele Familien sind von dem ungewöhnlichen Wochenendtörn allerdings so sehr begeistert, dass sie im Großverband anreisen wollen – mit Oma und Opa, Onkel und Tante. Der Transfer auf die Insel mit den Buntsandsteinfelsen und der berühmten „Langen Anna“, wo man noch immer zollfrei einkaufen kann, erfolgt nicht per Dickschiff, sondern mit einem Hochgeschwindigkeitskatamaran der Förde-Reederei Seetouristik. 300 zusätzliche Gäste lockt der Opti-Club nach Helgoland – sehr zur Freude der Gemeinde, die weg will vom Image des „Fuselfelsens“.

Bleibt noch das Wetter. „Null Wind wäre genauso schlimm wie viel Wind“, sagt Torsten Satz, der im Hauptberuf als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Blankenese arbeitet. Fatal wäre insbesondere ein Oststurm, denn der drücke die kleinen Kisten auf den Felsen und ließe die ganze Veranstaltung ins Wasser fallen. „Lange Wellen sind gefragt, aber steil dürfen sie nicht sein.“ Die Entscheidung, ob die Regatta angesichts der Wetterverhältnisse stattfinde, treffe der Wettfahrtsleiter. Auf jeden Fall dürfe das Risiko für die „Optimisten“ nicht zu hoch sein. Zwölf Begleitboote seien ständig in Reichweite, die DLRG mit drei Schiffen vor Ort. „Und auch die Deutsche Gesellschaft zu Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wollen wir bitten, ein Auge auf unsere Regatta zu werfen“, so Torsten Satz.

Insgesamt stehen vier Reviere zur Auswahl. „Besonders geeignet ist das Gebiet vor den Landungsbrücken“, sagt Hauke Krüss, Chef der Hochsee-Yachtschule Helgoland. Als Idealzeit für das Wettsegeln gelten der frühe Vormittag und der späte Nachmittag, denn dann sind die Seebäderschiffe, die Helgoland mit Tausenden von Tagestouristen ansteuern, nicht vor Ort.

Wer auch immer am Ende der Sieger sein wird – dabei sein ist alles. „Beim Segeln“, sagt Torsten Satz, „lernt man es, im Team zu arbeiten. Und man lernt, Rückgrat zu haben und Respekt vor der Natur zu entwickeln.“ Julius und Florestan Koll freuen sich natürlich auf den Cup, wissen aber auch, dass man bei einer solchen Regatta Pech haben kann. „Einmal zu kentern ist o.k.“, sagt Florestan. „Aber fünf Mal – das wäre peinlich. Dann höre ich lieber auf

Havarie-Frachter „Flaminia“ nimmt Kurs auf deutsche Hoheitsgewässer – Dioxin-Gefahr droht

Von Edgar S. Hasse

Quelle: Mein Beitrag in der WELT, 5. September 2012, S. 36

 

http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article108993950/Havarie-Frachter-nimmt-Kurs-auf-Helgoland.html

Hel­go­lan­d/Ham­burg
Mit einem Tempo von vier Knoten pro Stunde wird der schwer be­schä­digte Frachter „MSC Flaminia“ ge­gen­wär­tig vom Atlantik in deutsche Gewässer ge­schleppt. Nach Angaben des Cux­ha­ve­ner Ha­va­rie­kom­man­dos soll das mit 2.876 Con­tai­nern und ätzenden, giftigen sowie leicht brenn­ba­ren Sub­stan­zen beladene Schiff der Reederei NSB Buxtehude in der Nacht zum Sonnabend deutsche Ho­heits­ge­wäs­ser er­rei­chen. Zunächst ist eine Tief­was­ser­reede 22 Kilometer vor Helgoland geplant, danach wird der Ge­fahr­gut­frach­ter nach Wil­helms­ha­ven ge­schleppt.
 
Rund um das Schiff soll eine Si­cher­heits­zone von einer Seemeile ein­ge­rich­tet und der Luftraum gesperrt werden. Der Auf­ent­halt in Wil­helms­ha­ven wird mehrere Wochen dauern. Vor Helgoland wollen Experten des Bundes das Un­glücks­schiff, bei dem nach einer Explosion vor England ein Seemann ums Leben kam und ein weiterer vermisst wird, genauer un­ter­su­chen sowie Lösch­was­ser und Be­triebss­toffe abpumpen. Bei dem Brand waren etwa zwölf Millionen Liter Lösch­was­ser in den Rumpf des Schiffes ge­flos­sen.
Riskant dürfte die Bergung der vielen Ge­fahr­stoffe an Bord sein, darunter stark ätzende, giftige Phos­phor­tri­chlo­ri­de. „Wenn bei dem Brand auf dem Atlantik tat­säch­lich Container mit PCB und anderen Or­gan­chlor­ver­bin­dun­gen Feuer gefangen haben, ist mit Dioxinen an Bord zu rechnen“, sagte WWF-​​Mee­res­­schutz­ex­­perte Stephan Lutter am Dienstag der „Welt“. Eine Ver­sie­ge­lung bzw. geordnete Son­der­müll­ent­sor­gung in Wil­helms­ha­ven sei deshalb un­um­gäng­lich.
Dioxine können schon in kleinsten Mengen für den Menschen tödlich sein.
 
Die Gefahren beim Ab­schlep­pen des Ge­fahr­­gut-​​Frach­ters werden von Experten hingegen als be­herrsch­bar bewertet. Ge­fahr­gü­ter auf dem im Atlantik ver­un­glück­ten Con­tai­ner­schiff „<<Flaminia>>“ werden nach Ein­schät­zung des Ha­va­rie­kom­man­dos die Nord­see­küste nicht bedrohen. „Die Güter, die noch an Bord sind, sind soweit sicher“, sagte Jens Rau­ter­berg, Vize-​​Chef für Scha­d­­stoff-​​Un­fall­­be­­kämp­­fung des Kom­man­dos, am Dienstag in Han­no­ver­.“­Bei fach­ge­rech­ter Hand­ha­bung des Ha­va­ris­ten durch die Behörden und Ber­gungs­ex­per­ten sowie günstigen Wet­ter­be­din­gun­gen stellt das Schiff keine Gefahr dar -​​ was wir alle hoffen“, ver­si­cherte auch WWF-​​Ex­­perte Lutter. Jedoch müsse si­cher­ge­stellt werden, dass der ver­blie­bene Treib­stoff -​​ giftiges Schweröl und Diesel -​​ und das wahr­schein­lich kon­ta­mi­nierte Lösch­was­ser restlos von Bord gepumpt werden und nichts davon ins Meer gelangt. Auch Hel­go­lands Bür­ger­meis­ter Jörg Singer bewertet die geplante Tief­was­ser­reede zurzeit als weniger dra­ma­tisch: „Hel­go­land spielt in diesem Kontext eine un­ter­ge­ord­nete Rolle, da ein Ankern der ‚MSC <<Flaminia>>‚ allein aus tech­ni­schen Gründen wegen des Tiefgangs aus­ge­schlos­sen ist“, sagte er der „Welt“.
 
Un­ter­des­sen be­schäf­tigt die Havarie des 300 Meter langen Con­tai­ner­schif­fes auch die Politik. Nach einer nicht-​​öf­­fent­­li­chen Sitzung im Hä­fen­aus­schuss des nie­der­säch­si­schen Landtages hat der Vor­sit­zende der CDU-​​Lan­d­­tags­frak­tion, Björn Thümler, ge­for­dert, die richtigen Kon­se­quen­zen zu ziehen. „Wir brauchen eine Über­ar­bei­tung der Richt­li­nie zur Über­wa­chung des See­ver­kehrs.“ Es sei ein Skandal, dass die EU-​​Mit­­glie­d­­staa­ten Portugal, Spanien, Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en, Nie­der­lande und Belgien dem Ha­va­ris­ten jegliche Hilfe ver­wei­gert und sich nicht einmal an der Löschung des Feuers an Bord beteiligt haben, kri­ti­sierte er. Nie­der­sach­sens Wirt­schafts­mi­nis­ter Jörg Bode (FDP) hatte in diesem Zu­sam­men­hang die deutsche Hilfe für das im Atlantik ha­va­rierte Con­tai­ner­schiff „<<Flaminia>>“ ver­tei­digt. „Es ist unsere Aufgabe, das Problem zu lösen und dem deutschen Reeder zu helfen“, sagte Bode in Wil­helms­ha­ven. Er sei über­zeugt, dass die Ent­schei­dung richtig ist. „Wir haben die Technik, um es sicher für die Umwelt und die Menschen ab­zu­wi­ckeln.“
Deutliche Kritik äußerte un­ter­des­sen der Frak­ti­ons­vor­sit­zende der Grünen im nie­der­säch­si­schen Landtag, Stefan Wenzel. „Die Bun­des­re­gie­rung hat hand­werk­lich schlecht ge­ar­bei­tet.
 
Die neuen eu­ro­päi­schen Richt­li­nien versagen bei der ersten größeren Her­aus­for­de­rung. Sie haben aus der Flaminia über Wochen hinweg ein Geis­ter­schiff gemacht“, sagte Wenzel der „Welt“. Künftige müsse si­cher­ge­stellt werden, dass der nächst­ge­le­gene geeignete eu­ro­päi­sche Hafen Ver­ant­wor­tung übernimmt und die Helfer kei­nes­falls auf den Kosten sit­zen­blei­ben. Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Wenzel setzt nun ganz auf die Fach­kom­pe­tenz des Ha­va­rie­kom­man­dos und die um­sich­tige Bergung der Ge­fahr­gü­ter. „Wenn die Stoffe jedoch ins Meer gelangen würden, könnten sie die Mee­res­flora und Fauna stark schä­di­gen. Aber auch zum Schutz der Be­völ­ke­rung und der Helfer muss jetzt ohne Rücksicht auf Kosten alles Not­wen­dige getan werden.“
 
 
Rückblick: Wie das Havarie-Kommando in Cuxhaven entstand, mein Beitrag in der WELT, 8.12.2001:

Brennend trieb 1998 der Holzfrachter „Pallas“ vor der nordfriesischen Küste. Wertvolle Zeit für die Bergung verstrich, weil die Kompetenzen von Bundes- und Landesbehörden nicht geklärt waren.

Nun  ist das anders: Ab jetzt ist ein Polizist Herr über die Havarien. Denn nun entscheidet Polizeioberrat Hans-Werner Monsees, zuletzt Leiter der Wasserschutzpolizei Bremerhaven, als Chef des neu zu gründenden Havariekommandos für Nord- und Ostsee, was bei schweren Schiffsunfällen alles zu tun ist. Ralf Nagel, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, führte Monsees gestern in Cuxhaven in sein Amt ein. „Mit dem Havariekommando als einheitliche Einsatzleitung für schwere Seeunfälle werden wir das Notfallmanagement entscheidend verbessern und damit eine der wichtigsten Forderungen der unabhängigen Expertenkommission ?Havarie Pallas‘ umsetzen“, betonte Nagel.

Bereits im November 2000 hatte das Bundeskabinett den ersten Bericht der Projektgruppe Maritime Notfallvorsorge debattiert, der unter anderem klare Regeln für die Koordination der Einsätze, superfeste Kunststoff-Schleppleinen und eine Überarbeitung der Alarmpläne forderte. Inzwischen verständigten sich Bund und Länder über den Aufbau einer zentralen Einsatzleitung, die als „Maritimes Lagezentrum“ mit Sitz in Cuxhaven rund um die Uhr dienstbereit sein soll. Der Leiter des Kommandos wird über weit reichende Vollmachten verfügen, kann er doch im Fall einer Schiffskatastrophe allen Bundes- und Landesbehörden Aufträge und Weisungen erteilen – das lästige Kompetenzgerangel entfällt.

Damit Bund und Länder gleichermaßen zum Zuge kommen, wird das Lagezentrum zudem paritätisch besetzt sein – mit Vertretern der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ebenso wie mit Beamten der Wasserschutzpolizeien der Küstenländer. Zu den Aufgaben des Havariekommandos gehören beispielsweise die Schadstoff- und Schiffsbrandbekämpfung sowie die Notfall-Versorgung von Verletzten. Um die Effizienz zu erhöhen, machen auch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und die Bundesmarine bei der Kooperation mit. „Mit dem Aufbau des Havariekommandos bekommt die Zusammenarbeit zwischen Bund- und Küstenländern bei der maritimen Notfallvorsorge eine neue Qualität“, sagte Staatssekretär Nagel, ohne den Hinweis auf die Finanzierung der neuen Leitstelle zu vergessen. Zwar haben sich Bund und Länder über die Grundsätze der Kostenregelung geeinigt, wobei jeder beteiligte Partner seine Ausgaben selbst zu tragen hat. „Das Havariekommando kann aber erst seine Arbeit aufnehmen, wenn die Vereinbarungen mit allen fünf Küstenländern rechtswirksam abgeschlossen sind“, stellte Nagel klar. Er hoffe, dass die Parlamente rasch ihre Entscheidungen fällen.

Hans-Werner Monsees hat nun die bundesweit einmalige Aufgabe, ein rund 25-köpfiges Havariekommando für Nord- und Ostsee aufzubauen. Im Herbst nächsten Jahres, kündigte er an, werde es in vollem Umfang einsatzbereit sein. Monsees war nach einer bundesweiten Ausschreibung einstimmig von der zuständigen Bund-Länder-Kommission gewählt worden. Staatssekretär Nagel zeigte sich voll des Lobes über ihn: „Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen bei Großeinsätzen und hat sich an der Küste einen hervorragenden Ruf erworben.“

 

 

Ärztekammer-Chef Montgomery warnt vor religiös motivierten Beschneidungen

Quelle: Mein Beitrag WELT-Online,

http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article108126697/Kammer-Chef-warnt-Aerzte-vor-religioesen-Beschneidungen.html

 

09.07.2012

Der Präsident der Hamburger Ärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, hat den Medizinern empfohlen, religiös begründete Beschneidungen von Jungen gegenwärtig nicht mehr vorzunehmen. „Wir raten allen Ärztinnen und Ärzten, wegen der unklaren Rechtslage den Eingriff nicht durchzuführen“, sagte Montgomery am Wochenende der „Welt“. Wie viele Hamburger Ärzte noch immer Zirkumzisionen vollziehen, sei allerdings nicht bekannt, betonte Montgomery, der zugleich Präsident der Bundesärztekammer ist. Seit dem Kölner Beschneidungsurteil geht die Debatte über die rechtlichen Auswirkungen weiter. Das Landgericht hatte die Beschneidung eines muslimischen Jungen als Körperverletzung gewertet, weil ein medizinisch nicht notwendiger Eingriff nicht dem Kindeswohl entspreche. Nach Montgomerys Ansicht ist das Urteil des Kölner Landgerichts für „Ärzte unbefriedigend und für die betroffenen Kinder sogar gefährlich“. Denn nun bestehe die große Gefahr, dass dieser Eingriff von Laien vorgenommen werde.

„Allein schon wegen der oft unzureichenden hygienischen Umstände kann das zu erheblichen Komplikationen führen“, so der Ärztekammer-Chef. Die Richter werteten das Recht auf körperlicher Unversehrtheit höher als die Religionsfreiheit der Eltern. Frank Ulrich Montgomery: „Es bleibt zu hoffen, dass die diesbezüglich notwendige Kultursensibilität letztinstanzlich Berücksichtigung findet.“

Der Hamburger Urologe und frühere Präsident des Berufsverbandes Deutscher Urologen, Martin Bloch, hatte bereits einige Monate vor Verkündung des Kölner Urteils in einem Fachmagazin festgestellt: „Die rituelle Zirkumzision wird … nicht nur für die Eltern des Kindes, sondern bis zu einem gewissen Grad auch für den Arzt zur Gewissensfrage.“

Doch nach dem Urteil ist aus der bloßen Gewissensfrage eine potenzielle Straftat geworden. Nicht nur die Hamburger Islam-Professorin Katajun Amirpur sagt über das Urteil: „Jeder Mediziner, der eine Beschneidung vornimmt, macht sich strafbar und kann angezeigt werden.“

Auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie betonte deshalb ausdrücklich, sie könne derzeit keine Garantie dafür geben, „dass rituelle Beschneidungen strafrechtlich unproblematisch“ seien. Im Ergebnis schaffe das Urteil gegenwärtig eine Situation, in der Urologen bis zur weiteren Klärung der Rechtslage lediglich Zirkumzisionen mit medizinischer Indikation rechtssicher durchführen können, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Urologie.

Unterdessen dauern Empörung und Unverständnis bei Juden und Muslimen auch in Hamburg an. Ulrich Lohse, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde, sagte, die Beschneidung als religiöser Akt sei für Juden „eine nicht verhandelbare Größe“. Das Urteil sei vielmehr ein „bedrückendes Zeichen“ für die galoppierende Entfremdung zwischen gesellschaftlichen und religiösen Wertvorstellungen. Lohse bezeichnete die Entscheidung der Richter als „extreme Säkularisierung unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen Freiheit“.

Mit scharfer Kritik reagierten die Muslime. Der Verband der Islamischen Kulturzentren forderte gemeinsam mit anderen muslimischen Institutionen Bundestag und Politik dazu auf, eine gesetzlich geschützte Regelung für die Beschneidung von Jungen zu erlassen, weil das Urteil einen ernst zu nehmenden Eingriff in die Religionsfreiheit darstelle. „Das Urteil verachtet die Religionsfreiheit und nimmt keinerlei Rücksicht auf die seit Jahrtausenden weltweit durchgeführte rituelle Praxis in unterschiedlichen Religionen.“ Zudem werde die Diskriminierung gefördert.

Die Islam-Professorin Katajun Amirpur von der Akademie der Weltregionen in Hamburg sagte der „Welt“: „Sollte diese Rechtsprechung nicht durch ein umfassendes Gesetz ersetzt werden, das dieses Urteil aufhebt, hätte man hiermit erklärt: Muslime und Juden sind in Deutschland nicht erwünscht.“ Das könne Deutschland doch ernsthaft nicht wollen.