Archiv der Kategorie: Antarktis / Arktis

Gefangen im Eis Grönlands

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Ostgrönland – Eisberg. Foto: Hasse

Edgar S. Hasse

 Nichts geht mehr. Wir stecken im Eis fest, mitten in der Nacht. Der russische Kapitän Yaroslaw Gonta lässt die Suchscheinwerfer anknipsen: Endlose Treibeisfelder stoppen die Weiterfahrt der „Sea Spirit“ durch das größte Fjordsystem der Erde, den Scoresby-Fjord. Die bis zu 2000 Meter hohen, schneebedeckten Berge an der Ostküste Grönlands kappen jeden Funkkontakt – Internet und Telefon gibt es schon seit Tagen nicht mehr.

Am Morgen noch hatte der Kapitän auf der Brücke mitten im September Weihnachtslieder gesungen. Es rieselte der erste Schnee vom arktischen Himmel herab, an dem drei Tage zuvor gegen Mitternacht Polarlichter zu sehen waren. Und nun: Grönland – ein Winterwonderland. Von der entspannten Stimmung ist jetzt nichts mehr zu spüren. „Wäre ich doch nur in der Karibik unterwegs“, sagt der Seemann aus der Schwarzmeermetropole Odessa. Und er meint es ernst.

Grönland: Sonnenuntergang in einem der ostgrönländischen Fjorde. Foto HASSE

Die gut 100 Passagiere genießen trotzdem die Zwangspause. Sie lassen sich bei der „stuck in the ice party“ den Whisky mit Gletschereis servieren und gucken in der Schiffsbibliothek Urlaubsfotos an. Einer fotografiert sogar per Drohne. Digitale Kleinode einer atemberaubenden Seereise zum größten Nationalpark der Erde. Fest gebucht: Polare Natur pur – und die Hoffnung, Eisbären zu sehen.

Passagiere erkunden abgelegene Regionen

Zehn Tage dauert der Törn auf der 90 Meter langen „Sea Spirit“ von Island in die bis zu 2000 Meter hohen grönländischen Fjorde. Das Schiff gehört, 1991 als „Renaissance V“ gebaut, zur russischen Reederei Poseidon Expeditions. Es verfügt über eine Eisklasse für polare Regionen und ist das kleinste deutschsprachig geführte Expeditionsschiff.

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Sea Spirit   Foto. hasse

Mit Zodiacs, den vielfach bewährten Schlauchbooten, finden auf dieser Reise rund 20 Anlandungen statt. So erkunden die Passagiere abgelegene Regionen der ostgrönländischen Tundra, die nur sehr selten von Menschen erreicht werden. Rote Polar­jacken, die jeder Gast erhält, schützen vor der Kälte. Die Temperaturen liegen im Spätherbst ohnehin um den Gefrierpunkt. Der Winter beginnt. „Wer“, raunt ein Passagier bei der Eisparty, „soll uns hier rausholen, wenn wir längere Zeit festsitzen?“ Vielleicht, scherzt einer, kann Felicity Aston weiterhelfen. Sie ist die erste Frau der Welt, die 70 Tage allein auf Skiern in der Antarktis bis zum Südpol unterwegs war. Die 34-jährige Britin fährt bei diesem Törn als Vortragsreisende mit und weiß, wie man im ewigen Eis überleben kann.

Photo by Paul Zizka/Visit Greenland A/S  Mit freundliche Genehmigung von  http://www.greenland-travel.de

Erst tauchen Delfine auf, dann die ersten Eisberge am Horizont

Man muss schon etwas abenteuerlustig sein, um eine solche Schiffsreise zu unternehmen. In der isländischen Hafenstadt Akureyri waren wir an Bord gegangen. Bei der eintägigen Passage durch die wegen ihre Stürme gefürchtete Dänemark-Straße sahen wir Delfine und Sturmmöwen, bis die ersten Eisberge am Horizont auftauchten – bizarre Kunstwerke, geformt aus Wind und Wellen. Unter dem Wasser schimmerten sie blau, bis sie im Sonnenlicht über dem Wasser pittoresk weiß strahlende Formen entfalteten.

„Gruppe A“, tönt eine Stimme aus den Lautsprechern. Am zweiten Tag an Bord heißt es: Fertigmachen für den ersten Landgang. Rettungsweste, Gummistiefel, Polarjacke – und dann ab in die Schlauchboote. Dmitri, der russische Biologe, startet den Motor, und nach rasanter Fahrt erreichen wir die Mückenbucht (Myggbukta). Sie heißt deshalb so, weil im Sommer Myriaden von Moskitos die Gegend bevölkern. Jetzt ist die Tundra herbstlich gefärbt und alle Gäste steuern zielstrebig eine unbewohnte Hütte an, vor der Moschusochsen-Knochen liegen.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von greenland-travel.dk

Die einsame Gegend ist für die Dänen zum nationalen Symbol geworden: Im Jahr 1931 besetzten norwegischer Pelzjäger die Bucht, hissten ihre Nationalflagge und beanspruchten das Gebiet für Norwegen. Dänemark fühlte sich provoziert und übergab den Fall an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Am Ende bekam Dänemark recht. Bis heute gehört Grönland – mit seinen 56.000 Einwohnern und einer Fläche von 2,1 Millionen Quadratkilometern die größte Insel der Erde – zu Dänemark.

Nach der Nacht im Eis bricht ein neuer Morgen an. Es scheint, als könnte es einen Weg durch die Treibeisfelder geben. Wie in Zeitlupe navigiert Kapitän Gonda durch das Eis, wir wollen endlich heraus auf die offene See. Unser Ziel: die Inuit-Siedlung Ittoqqortoormiit. Insgesamt 15 Stunden lang wird der Kapitän auf der Brücke stehen und uns schließlich wohlbehalten aus der Treibeiswüste herausbringen.

45 Thailänder sind an Bord, die zum ersten Mal Schnee sehen

Die Gäste nutzen die langsame Fahrt, um zu dösen oder Fotos anzuschauen. Eine Gruppe von 45 Thailändern hat diese Reise ebenfalls gebucht. Die meisten von ihnen ­sehen in diesen Tagen zum ersten Mal Schnee und zeigen stolz ihre Selfies, mal mit selbst gebautem Schneemann, mal mit dem Waltershausen-Gletscher im Hintergrund.

Dieser elf Kilometer lange und etwa 20 Meter hohe Gletscher lässt alle Passagiere staunen. Er wurde nach dem deutschen Geologen Wolfgang Sartorius von Waltershausen benannt, der die Fjorde in der Mitte des 19. Jahrhunderts erkundet hatte. Vorsichtig nähern sich die Zodiacs in respektvollem Abstand der Gletscherwand, als die ersten Thailänder zu schreien beginnen. Tatsächlich brechen auf einmal riesige Eisbrocken ab und stürzen in die Tiefe. Langsam baut sich im Wasser eine nicht ganz ungefährliche Tsunami-Welle auf, zum Glück sind wir weit weg, sodass keines der Boote kentert.

„So etwas“, sagt Anja Erdmann, „habe ich noch nicht gesehen. Das war wirklich sehr eindrucksvoll.“ Die 38-Jährige arbeitet seit vielen Jahren als Expeditionsleiterin für Poseidon Expeditions, kennt die Arktis genauso wie die Antarktis. Ihre Liebe zu den polaren Regionen begann für die Cottbuserin hier, in Grönland. Sie spricht fließend Grönländisch und gibt den Passagieren einen Crashkurs in dieser Sprache. „Wenn wir nach Ittoqqortoormiit kommen, sollen wir immer freundlich lächeln und gern auch ‚Krüanak‘ sagen. Das heißt „Danke“.“ Die Expeditionsleiterin spricht den langen Ortsnamen so routiniert aus, als würde sie Doberlug-Kirchheim sagen. „Mich“, sagt die leitende Reederei-Angestellte, „fasziniert an der Arktis die Mischung aus Natur, Kultur und Begegnung mit den Menschen.“

So vergehen die Tage an Bord mit ganz eigenem Rhythmus. Landeskundliche Vorträge, Anlandungen und feste Essenszeiten im Restaurant prägen den Ablauf. Morgens hört man einen Vortrag über die Sitte der Grönländer, tote Krabbentaucher in ein Robben- oder Walrossfell einzuwickeln, sechs Monate lang im Strand zu verbuddeln und danach zu verspeisen. Diese mumifizierte Vogelart schmecke dann wie Käse, sagen sie. Und abends servieren die Kellner Fisch- und Fleischgerichte gehobenen Standards. Ohne heimische Spezialitäten.

Die Menschen in Ittoqqortoormiit leben vom Walfang und Tourismus

Die Fahrten durch den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord und den König-Oskar-Fjord mit den von 2000 Meter hohen Bergen umgebenen Alpefjord lassen die Zeit vergessen und einzigartige Augenblicke und Stunden erleben. Zum Beispiel die Polarlichter, die als solares Feuerwerk über den klaren nächtlichen Himmel huschen und die schlummernden Passagiere auch nach Mitternacht auf die Decks locken. Oder wie die Sonne bei glasklarem Himmel hinter den Bergen untergeht und die Sterne in der spiegelglatten See funkeln.

Die Polarreisenden schauen durch ihre Ferngläser, um vielleicht den einen oder anderen Eisbären auf einer Scholle oder an Land zu sehen. Aber diese Reise bietet leider kaum Gelegenheit, Tiere zu sichten. Vögel sind genauso so selten wie die imposanten Moschusochsen. Wer das Glück hatte, einen Polarfuchs und einen Polarhasen zu fotografieren, zeigt die Bilder mit einem Stolz, als würde es sich dabei um kleine Reliquien handeln.

Sollte Ittoqqortoormiit die Wende bringen? Nach einer ruhigen Nacht, in der gefühlt zum 20. Mal derselbe Film des Polarforschers Arved Fuchs im Bord-TV gezeigt wird, taucht die Siedlung schemenhaft im Nebel auf. In dem „Ort mit den großen Häusern“, so heißt der Name übersetzt, leben rund 450 Einwohner, darunter 54 Schulkinder. Die Siedlung gilt zusammen mit Quaanaaq als die isolierteste Siedlung Grönlands. Die Menschen leben vom Walfang und neuerdings auch vom Tourismus. Als wir anlanden, herrscht große Aufregung im Dorf. Ein Eisbär war mitten ins Dorf gelangt, hatte auf der Müllkippe nach Essbarem gesucht und danach die Flucht vor bewaffneten Männern ergriffen. Sie wissen, dass in der ganzen Arktis nur doch rund 30.000 Eisbären leben. Sollten die Tiere aber Leib und Leben der Einheimischen akut bedrohen, werden sie erschossen.

Junge Männer fahren derweil in ihren Quads über die holprigen Steinstraßen und grüßen die Tagestouristen auf Grönländisch: Sie ziehen die Augenbrauen nach oben. Wären sie nicht unterwegs, um Handwerker-Touren zu machen, der Ort wirkte wie ausgestorben. Selbst die Schlittenhunde dämmern seelenruhig vor sich hin. Touristen und Tiere bleiben in sicherer Distanz, als ahnten es die Hunde: Jedes Tier, das einen Menschen beißt, wird sofort erschossen.

Oben auf dem Berg stehen zwei Inuit, ein Fernglas in der Hand. Ihr Blick ist auf einen Punkt ganz in der Ferne gerichtet. Es ist der Eisbär auf Nahrungssuche. Ob er heute noch lebt, das wissen allein die Leute von Ittoqqortoormiit.

Tipps & Informationen

Anreise: Nonstop mit Icelandair, Germanwings oder Air Berlin in die isländische Hauptstadt Reykjavik. Am nächsten Tag folgt eine sechsstündige Busfahrt in die Hafenstadt Akureyri.

Pauschal: Die nächste Reise nach Ostgrönland mit der „Sea Spirit“ findet vom 13. bis 23. September 2016 statt. Ein- und Ausschiffung ist in Reykjavik. Von Island aus geht es über die Dänemarkstraße in den Scoresbysund nach Ostgrönland, Preis ab 3395 Euro, www. poseidonexpeditions.de

(Die Reise erfolgte mit Unterstützung von Poseidon Expeditions.)

veröffentlicht: Hamburger Abendblatt, 25.5.2016

Eisbärenfell im einsamten Ort am längsten Fjord der Erde – Ittoqqortoormiit (Ostgrönland)

DSCI1188Eisbärenfell. Es wird gerade getrocknet. Eine Woche zuvor war der Eisbär erschossen worden. FOTO: E. Hasse

In der ostgrönländischen Gemeinde leben gerade mal 430 Einwohner. Neun Monate im Jahr kann der Ort mit keinem Schiff erreicht werden. Allerdings gibt es einen Flugplatz in der Nähe. Wer hier lebt, kennt weder Baum noch Straßenampel. Aber es gibt eine Schule – und eine Kirche, die extra  für uns geheizt wurde.

(Mehr darüber demnächst im Hamburger Abendblatt / Funke Medien Gruppe)

 

 

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Weihnachten auf Kreuzfahrt: Tipps für Seereisen zum Fest

051Bei der Weihnachts-Kreuzfahrt auf den Hapag-Lloyd-Schiffen wie hier vor der MS Hanseatic in der Antarktis kommt der Weihnachtsmann  mit einem Zodiac an Bord. Das ist der Auftakt für das Fest am 24.12. an Bord.  Foto: Edgar S.Hasse

WEIHNACHTEN AUF KREUZFAHRT

24. Dezember, 14 Uhr

Heilig Abend in Deutschland. Es ist 14 Uhr, die Geschäfte sind geschlossen. Still wird es in  Stadt und Land. Die Menschen ziehen sich in ihre Häuser und Wohnungen zurück. Die Lichter an den Fenstern und Weihnachtsbäumen beginnen zu leuchten, der Heilige Abend bricht an. Während die Welt draußen ganz still wird, treffen sich die Familien in ihren geschmückten Weihnachtszimmern zu Gabentausch und Gaumenschmaus. Auf den Kreuzfahrtschiffen ist Weihnachten das kaum anders.

Ob in der Karibik, auf dem Persischen Golf oder vor der Küste Südamerikas –  wenn die Ortszeit 14 Uhr zeigt, setzt an Bord eine bemerkenswerte Bewegung ein:  Die Passagiere gehen  getrennte Wege. Lagen sie am Morgen des 24. Dezember noch als Sonnenanbeter vereint auf dem Pooldeck oder erlebten sie gemeinsam interessante Landausflüge, so entscheidet sich am frühen Nachmittag, wer tatsächlich und mit ganzem Herzen Weihnachten feiern will.

Während die Weihnachtsfreunde sich am frühen Nachmittag in ihren Kabinen festlich kleiden, um  wenig später im kompletten Familienverband die erste kirchliche Christvesper auf dem Schiff zu besuchen, bleiben die Weihnachtsflüchtlinge  keck in der Sonne liegen. Selten sind die Unterschiede in der Festkultur auf engem Raum so deutlich zu beobachten wie auf einem Kreuzfahrtschiff mit rund 2000 Passagieren und mehr. Die einen stehen am frühen Heiligen Abend mit Badehosen und Bikini an der Reling und schlurfen in ihren Badelatschen übers Teakholz; die anderen schreiten bereits zu diesem Zeitpunkt mit Abendkleid, Anzug und Krawatte vom Bug bis zum Heck. Sehen und gesehen werden, heißt es auch bei Weihnachten auf Kreuzfahrt auf den Ozeanen der Welt. Zu abendlicher Stunde freilich sind alle Passagiere wieder vereint, spätestens dann, wenn das festliche Gala-Dinner lockt. Im gemeinsamen Schmaus sind alle verbunden, die Weihnachtsfreunde genauso wie die Weihnachtsskeptiker. In meinfestgenussIn meinem Buch  „Festgenuss an Bord „, Verlagsgruppe Husum, erfahren Sie alles Wichtige zum  Fest auf hoher See – und viele Rezepte zum Nachkochen. Es gilt als Standardwerk für Weihnachten auf Kreuzfahrt.

 

REICHLICH  PROVIANT AN BORD FÜR DIE WEIHNACHTS-KREUZFAHRT

Mussten sich die Besatzungen auf den alten Segelschiffen im 19. Jahrhundert tagaus, tagein von weißen und grauen Erbsen, Grütze, Fleisch und Kartoffeln ernähren, so sichern die Kühlhäuser und Vorratskammern auf den großen Kreuzfahrtschiffen den Passagieren einen Törn in kulinarischem Überfluss. Die 25 Kühlhäuser auf der „Queen Mary 2“ mit ihren maximal 2620 Passagieren zum Beispiel beherbergen allein für eine sechstägige Transatlantik-Passage 9800 Kilogramm Rind, 15.200 Kilo Gemüse, 20 Kilo Kaviar und 26.000 Eier. Auf einer Durchschnittsreise werden pro Tag rund 18 bis 20 Tonnen Lebensmittel verbraucht, nicht zuletzt 2500 Flaschen Champagner, 6000 Flaschen Bier und 3700 Flaschen Wein. Beim Routine-Törn – der Transatlantikpassage – befinden sich Lebensmittel im Wert von zwei Millionen Euro an Bord.

Die Vorbereitung der Speisen ist nur mit hohem personellem Aufwand zu leisten. 150 Köche und 85 Küchenhilfen umfasst die gesamte Küchenbrigade. Es gibt sogar spezielle Gemüseschnitzer, die aus roten Tomaten kunstvolle rote Rosen zur Dekoration zaubern.  „Wahre Künstler“, sagt der Kreuzfahrtpublizist Ingo Thiel, „sind auch die Eisskulpteure, die mit einer kleinen Kettensäge mächtige Figuren für die Buffets herstellen.“ Dieses Kunsthandwerk können auch die Weihnachtsgäste auf der „Mein Schiff“ 1 oder 2 bestaunen, wenn sie etwa in der Karibik mit unterwegs ist. Der Proviant für eine siebentägige Weihnachtsreise auf der Mein Schiff  2 von TUI Cruises für  2000 Gäste bringt im Übrigen insgesamt 60.000 Kilogramm auf die Waage.  Dazu zählen  6300 Kilogramm Fleisch, 20.000 Eier, 3.500 Liter Milch, 11.200 Kilogramm Obst sowie 5600 Kilo Gemüse. Weihnachten auf Kreuzfahrt – die Rezepte zum Nachkochen stehen in meinem Buch.

 

WELCHE DESTINATIONEN GIBT ES FÜR WEIHNACHTSKREUZFAHRTEN?

005 Die bevorzugten Destinationen für Weihnachtskreuzfahrten liegen in der Antarktis (Antarktische Halbinsel, rund um die Kanarischen Inseln, in Asien und in der Karibik und Südamerika. Die Anbieter sind u.a. Hapag-Lloyd Kreuzfahrten (Antarktis), TUI Cruises, AIDA,  MSC Kreuzfahrten , Cunard , Costa Kreuzfahrten.

GIBT ES EINE CHRISTMETTE an BORD bei der WEIHNACHTS-KREUZFAHRT?

 

Einen festen Platz auf einigen Reisen haben christliche Angebote. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das Auslandsekretariat der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sind bei ausgewählten Reedereien mit Bordseelsorgern vertreten. AIDA Cruises mit Sitz in Rostock-Warnemünde hält freilich von solchen kirchlichen Begleitfahrten nichts. Die Gäste, heißt es, würden das nicht verlangen. Stattdessen gibt es in der Heiligen Nacht die Video-Botschaft eines Geistlichen, die vorher an Land aufzeichnet wurde. Wer freilich mit TUI Cruises, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten oder kleineren Reedereien unterwegs ist, darf auf das Angebot eines Bordpastors setzen. Neben Vorträgen über die Entstehung des Christfestes finden die Passagiere im Weihnachtsprogramm Christvespern, Christmetten und ein gemeinsames Singen.  Veranstaltungsorte sind große Konferenzräume und das Theater des Schiffes, denn über spezielle Sakralräume verfügen die deutschen Kreuzfahrtschiffe  nicht.

Wie aus den EKD-Statistiken aus dem Gottesdienstbesuch am Heiligen Abend hervorgeht, besucht grundsätzlich gut ein Drittel der Kirchenmitglieder am Heiligen Abend „an Land“ die Kirche. „Auf dem Wasser“ liegt der Anteil ebenfalls bei rund 30 Prozent. Allerdings hängt die Bereitschaft, eine Christmette um 23 Uhr zu besuchen, auch vom jeweiligen Ausflugsprogramm und der Anreise ab. Wer am Tag zuvor aus Deutschland mit dem Flugzeug in der Karibik eingetroffen ist, hat kaum am Heiligen Abend langes Durchhaltevermögen. Häufig sind in die Gestaltung der Vespern und Metten Kapitän und Kreuzfahrtdirektor  einbezogen. Künstler und Passagiere sorgen für die musikalische Umrahmung. Nach Mitternacht bieten die Geistlichen für die Crew eine Christmette in englischer Sprache an.

Wie christlich Weihnachten auf einem Schiff gefeiert wird, hängt also von den Menschen ab,  denen der wahre Wesenskern des Festes besonders am Herzen liegt. Im schrillen Gegensatz dazu steht das säkulare Unterhaltungs- und Showprogramm, bei dem die jeweiligen Kreuzfahrtdirektoren, Entertainer, Bühnenkünstler und Musik die Deutungshoheit über das Fest beanspruchen. Es sind  Kreuzfahrtschiffe unterwegs, auf denen das Fest als Feier für die Geburt Jesu keine Rolle mehr spielt.  Allenfalls biblische Anklänge gibt es noch, wenn die Drei Weisen aus dem Morgenland als die ersten Weihnachtstouristen bezeichnet werden. Als Show-Programm läuft „Weihnachten bei den Hoppenstedt“ – eine Reverenz an den großen Komiker Loriot. Sentimental werden die Passagiere höchstens dann, wenn alle gemeinsam „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen. Kreuzfahrtseelsorger haben an Weihnachten stets viel zu tun. Viele Singles befinden sich an Bord, die  das Fest nach einem Schicksalsschlag nicht allein verbringen wollen.  Es gibt darüber hinaus eine Gruppe von Sinn suchenden Menschen, die kirchlich nicht gebunden sind.  Sie genießen den Luxus und Komfort und sind zugleich dankbar dafür, dass sie sich um nichts kümmern müssen. Sie freuen sich auf die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 und die lieben alten Weihnachtslieder. Für sie könnte eine Kreuzfahrt unter dem Weihnachtsstern nicht nur eine Reise ins Glück, sondern auch zu Gott werden.

WEIHNACHTEN auf KREUZFAHRT MIT DER MS HANSEATIC IN DER ANTARKIS

Mein Reisebericht, Hamburger Abendblatt, 27.12.2014, (Auszüge)

Staunend stehen die Passagiere auf den Decks: Bis zum Horizont ist alles weiß.  Die Passage ins Weddell-Meer in der nördlichen Antarktis beschert den Gästen des Hamburger Kreuzfahrtschiffes „Hanseatic“ am Ersten Feiertag weiße Weihnachten. Überall treiben Packeis und Tafelberge, die See ist spiegelglatt, der Himmel blau. Wenig später ziehen die Gäste Gummistiefel  und ihre Rettungsweste an. Und los geht’s zu einem Erkundungstörn in den wendigen schwarzen Schlauchbooten (Zodiacs) durch die schwimmende weiße Pracht. „Abenteuer Antarktis“ heißt die fast vierwöchige Weihnachtsreise von Ushuaia (Feuerland) über die Falklandinseln und Südgeorgien mit der alten Walfängerkirche in Grytviken bis zur Antarktischen Halbinsel. 125 Passagiere sind an Bord, darunter mehr als 50 Alleinreisende.

Der Luxustörn ist in diesem Jahr fest in Hamburger Hand: Kapitän Carsten Gerke, 38, lebt in St. Georg, wenn er nicht gerade auf den Weltmeeren unterwegs ist. Expeditionsleiter Arne Kertelheim, 50, ist ein Barmbeker Jung. Navigations-Offizier Eddi Lissow, 30, wurde ebenfalls in Hamburg geboren und wohnt sonst in Ottensen. Kreuzfahrtdirektorin Ulrike Schleifenbaum hat ihre familiären Wurzeln in Volksdorf.

Und ich begleite als ehrenamtlicher Kreuzfahrtseelsorger im Auftrag der Nordkirche und Abendblatt-Redakteur diese Reise ans andere Ende der Welt – rund 14.000 Kilometer von Hamburg entfernt.  Während es in Deutschland bereits gegen 16 Uhr dunkel wird, geht die Sonne hier erst 23 Uhr unter, um gegen 2.30 Uhr wieder aufzugehen. Weihnachtsstimmung kommt in diesen Tagen bei den Crewmitgliedern allerdings eher selten auf. Wo Tafeleisberge auftauchen, Stürme das Schiff schaukeln lassen, sich praktisch jede Minute das Wetter ändern kann und Passagiere ein anspruchsvolles Programm erwarten, bleibt keine Zeit für große Gefühle.  „Das Fest möchte man doch eigentlich zuhause verbringen“, sagt der Kapitän. Es ist sein siebtes Christfest auf hoher See und die 15. Reise in die Antarktis. Für Eddi Lissow, der den Crew-Chor leitet, ist es das erste Weihnachtsfest auf einem Kreuzfahrtschiff.  Er hat mit seinen rund 50 Chormitgliedern intensiv für den Auftritt am Heiligen Abend geprobt. Als der Crew-Chor „Stille Nacht“ und das philippinische Weihnachtslied „Pasko Pasko“ singt, erreicht der Heilige Abend in der Explorer Lounge seinen Höhepunkt. Mit Cocktail-Gläsern lauschen die Gäste dem besinnlichen Programm, bei dem auch die christliche Botschaft nicht fehlt. Dafür bin ich verantwortlich

 

Für die Weihnachts-Kreuzfahrt zur antarktischen Halbinsel stehen 1400 verschiedene Lebensmittel, 45 Arten Fisch, 75 Wurst- und 45 Käsesorten zur Verfügung. Das letzte frische Gemüse vor dem Törn ins ewige Eis wurde auf den Falklandinseln gekauft. Von dort stammen auch die Weihnachtsbäume an Bord. Sie wurden extra zu diesem Zweck von einem Farmer gepflanzt. Bis zum März werden Kapitän, Kreuzfahrtdirektorin, Offiziere und der Expeditionsleiter an Bord jenes Kreuzfahrtschiffes bleiben, in der die Zodicas den Namen hanseatischer Persönlichkeiten wie die Lieselotte Powalla und Hans Albers tragen. Dann aber ist Weihnachten definitiv vorbei und der nahende Frühling dürfte die ankommenden Polarfahrer zu Spaziergängen in ihrer Heimatstadt locken. „Ich“, sagt Arne Kertelheim, „freue mich schon jetzt auf meine Lieblingstour vom Hafen bis zum Chilehaus.“   017

Die schönsten Andenken aus der Antarktis gibt’s auf den Falklandinseln

Der Harbour Gift Shop an der Ross Road von Stanley (Falklandinseln) gilt als die größte Pinguin-Andenken-Sammlung der Welt. Dort dreht sich alles um eines: Pinguine, und zwar in jeder Form.
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Besser Reisen mit Pinguinen. Alle Fotos: E. Hasse
Mein Rundgang dauerte fast eine Stunde – und immer wieder entdeckte ich Neues und Überraschendes bei den Pinguin-Andenken. Teilweise Made in China. Koffer im Pinguin-Look, Wanduhren zum Preis von 22 Britischen Pfund oder Unterwäsche für die Kinder. Hier eine kleine Auswahl. Die Anreise erfolgt am besten mit dem Schiff, vom Hafen sind es vielleicht zwei Minuten Fußweg Richtung anglikanische Kirche. Die Straße direkt am Atlantik führt zum neuen Heimatmuseum der Falklandinseln.

Der neueste Schrei waren Weihnachten 2014 aus Asien importierte Christbaumkugeln zum Preis von 1,50 Pfund, die als „unkaputtbar“ angepriesen werden. Gern gekauft werden auch kleine Kaiser- sowie Königspinguine aus Gips mit roten Weihnachtsmützen und Mänteln zum Preis von knapp acht britischen Pfund.

Vor allem Kreuzfahrtouristen kaufen im Harbour Gift Shop oder im Captains Shop auf der anderen Straßenseite ein. „In Stanley gibt es das größte Pinguin-Devotionalien-Angebot der Welt“, sagt der Bremer Biologe und Mediziner Rolf Schiel. Der HNO-Arzt begleitet häufiger Kreuzfahrtreisen als Lektor. Er hat die Antarktis schon 50 Mal bereist – nicht zuletzt wegen der Pinguine.

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Pinguin-Time

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Schon von Kindesbeinen an mit Pinguinen leben
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Stets auf der richtigen Buchseite

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Heißer Kaffee mit den Tieren aus der Polarregion

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In diesem Gebäude an der Ross Road gibt es all die schönen Dinge zu kaufen

Und wo liegen eigentlich die Falklandinseln?
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Monsterwellen und Packeis: Wie sicher sind Expeditionskreuzfahrten?

Rund 20 Kreuzfahrtschiffe sind bei Expeditionskreuzfahrten weltweit unterwegs. Sie gehören deutschen, französischen, skandinavischen, russischen oder US-amerikanischen Reedereien.
Die Ziele der Expeditionskreuzfahrten: die Antarktis (in der Zeit von November bis Ende Februar/Anfang März), die Arktis, das Amazonasgebiet und andere exotische Ziele. Allein die Antarktis wird jährlich von rund 40.000 Touristen im Rahmen von Expeditionskreuzfahrten besucht.
Doch ungefährlich sind solche mehrwöchigen Expeditionskreuzfahrten nicht.
Gefahr Nummer 1: Menschliches Versagen
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Foto: E. Hasse Rettung von der Eisscholle

Weil die Reedereien ihren Gästen für ihr Geld auch etwas bieten wollen, steht das exklusive Erlebnis manchmal höher als das ruhige Abwägen möglicher Risiken. Dieses Schiff musste , wie das Foto zeigt, bei seiner Expeditionskreuzfahrt per Rettungsboot rund 40 seiner Passagiere wieder an Bord holen. Sie saßen vier Stunden in der Antarktis auf einer Eisscholle fest. Ihnen war ein wunderbares Fest auf der Eisscholle versprochen worden. Doch binnen kurzer Zeit machte aufkommendes Packeis die Rückkehr auf die Schlauchboote und damit auf das Expeditionsschiff unmöglich. Doch dem Kapitän gelang es schließlich, passgenau direkt neben der Eisscholle „anzulegen.“ Zum Glück blieb das Polarmeer ruhig, sonst wäre die Aktion nicht so glimpflich ausgegangen. Ursache war letztlich eine Fehleinschätzung über die Geschwindigkeit des auftretenden Packeises.

Gefahr Nummer 2: Monsterwellen auf einer Expeditionskreuzfahrt
Sie können jedes Schiff treffen, nicht nur Expeditionsschiffe. „Im Mittelmeer sind solche Vorfälle extrem selten, im Atlantik kommen derartige Unglücke allerdings vor, wenn auch nur rund alle zehn Jahre“, sagt Kathrin Ehlert-Larsen vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik in Hamburg. Zuletzt geriet 2001 das Hapag-Lloyd-Kreuzfahrtschiff MS ,,Bremen“ auf dem Weg von der Antarktis nach Rio de Janeiro im Südatlantik in einen Sturm, und eine Welle zerstörte ein Brückenfenster. Von den 137 Passagieren wurde niemand verletzt. Die Welle vor der Küste Südgeorgiens war zwischen 30 und 40 Meter hoch. Windstärke 14. Mehr über Monsterwellen, mein Beitrag in der Welt am Sonntag: http://www.welt.de/print-wams/article116297/Fruehwarnsystem-fuer-Monsterwellen.html

Gefahr Nummer 3: Eis bei einer Expeditionskreuzfahrt
Die 50 Passagiere und 24 Crewmitglieder an Bord der Akademik Shokalskiy durften bei ihrer Expeditionskreuzfahrt  im Jahr 2013 von sich behaupten, die stillste Nacht der Welt gefeiert zu haben. Denn viel los war in den Breiten, in denen ihr Schiff seit Heiligabend feststeckte, nun nicht gerade. Die Süddeutsche Zeitung schrieb über die Expeditionskreuzfahrt: „Es ist jetzt, im Sommer der südlichen Hemisphäre, zwar Hochsaison im antarktischen Expeditionstourismus. Die Shokalskiy aber ist nicht auf den von Expeditionskreuzfahrtschiffen relativ viel befahrenen Routen vom südamerikanischen Ushuaia an die Antarktische Halbinsel unterwegs; sie ist am 8. Dezember aus dem neuseeländischen Hafen Bluff aufgebrochen, ihr Ziel: Mawson’s Huts, im östlichen Teil des Australischen Antarktischen Territoriums. Hier kommt äußerst selten jemand vorbei.“ Schließlich konnten Crew und Besatzung aus dem Eis gerettet werden – nach Tagen bangen Wartens. Doch die Expeditionskreuzfahrt nahm ein glückliches Ende.