Saisonstart 2011: Von Hamburg nach Helgoland – zu einer wachsenden Hochseeinsel

Von Edgar S. Hasse

Ab Samstag den 9. April gibt es wieder eine tägliche Katamaran Verbindung nach Helgoland.Der Hochgeschwindigkeits-Katamaran „Halunder Jet“ der FRS Helgoline fährt täglich bis zum 30. Oktober von der Hansestadt Hamburg aus Deutschlands einziger Hochseeinsel, mit Zustiegsmöglichkeiten in Wedel und Cuxhaven, an.  Der Fahrpreis für einen Tagesausflug mit dem „Halunder Jet“ liegt ab Hamburg (9.00 Uhr ab St. Pauli Landungsbrücke3/4) und Wedel (9.40 Uhr ab Willkomm Höft)
für Erwachsene bei € 62,70 in der Jet Class und € 89,40 in der Comfort Class.

Erst waren die Pläne einer Landaufschüttung zwischen Helgoländer Felseninsel und vorgelagerter Düne vom Tisch. Doch unlängst haben die Insulaner auf einer Einwohnerversammlung überraschend und mit großer Mehrheit für dieses spektakuläre Modell votiert. Während 85 Prozent der Teilnehmer für die Vergrößerung der Insel von 1,7 auf rund 2,7 Quadratkilometer im Bereich der Düne plädierten, gab es für die kleine Landaufschüttung in der Nähe der Landungsbrücke deutlich weniger Stimmen. Sie hätte die Insel lediglich um zehn Hektar vergrößert.

Nach dem ersten großen und rechtlich noch nicht verbindlichen Stimmungstest soll nun im Sommer ein Bürgerentscheid stattfinden. „Es ist wichtig, dass sich die Helgoländer jetzt intensiv mit der Zukunftsplanung auseinandersetzen“, sagte Jörg Singer (parteilos), seit dem 1. Januar neuer Bürgermeister. „Ich glaube, dass es um eine Erweiterung der Insel geht und hoffe, dass wir das dieses Jahr entscheiden.“

Vor fast drei Jahren hatte der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber mit der Idee einer Landverbindung zwischen Hauptinsel und Düne für Furore gesorgt, die jetzt auf so viel Zustimmung vor allem bei den jüngeren Helgoländern stößt. Bis zu 100 Hektar neues Land könnte durch Sandaufspülung in dem bis zu sieben Meter tiefen Gewässer entstehen, zusammen mit Wohnungen, Hotels, Stränden, Marina und einer komplett modernen Infrastruktur. Möglich würde dadurch auch das Anlaufen von Kreuzfahrtschiffen. Eine solche Hochseewelt Helgoland könnte die Insel mit den Lagunen zum Bade- und Wassersportparadies machen, schwärmt Kay Martens, Mitbegründer der Interessengruppe Hochseewelt Helgoland.

Nach dem Votum auf der Einwohnerversammlung zeigte sich Initiator Arne Weber im Gespräch mit der „Welt“ erfreut: „Wenn das durchkommt, hat Helgoland eine tolle Perspektive.“ Zwar rechnet er nicht damit, dass an der ursprünglichen Erweiterung um 100 Hektar festgehalten werde. Aber selbst eine kleinere Variante und mehrere Bauetappen seien der richtige Schritt in die Zukunft. Die Investitionskosten für die Rohlandgewinnung liegen nach seinen Angaben bei rund 100 Millionen Euro. „Ich stehe als Investor bereit“, sagte er.

Das andere Modell, auch „Schnitzellösung“ genannt, ist demnach vom Tisch. Danach sollte die Düne in ihrer jetzigen Gestalt erhalten bleiben und eine kleinere Erweiterung an der Landungsbrücke vorgenommen werden. „Die Schnitzellösung ist gegessen“, sagt Hotelier Detlev Rickmers von der Interessengruppe Hochseewelt Helgoland. Maßgeblich für die Neubewertung seien nicht vorrangig touristische Aspekte, sondern die demografische Entwicklung. „Wir müssen etwas für unsere Zukunft tun, denn es ist denkbar, dass die Helgoländer eines Tages aussterben“, sagt er.

Gegenwärtig leben auf Deutschlands einziger Hochseeinsel rund 1500 Einwohner. Lediglich 14 Prozent der Insulaner sind unter 20 Jahre alt, während deren Anteil bei den Bewohnern auf dem Land bei 21 Prozent liegt. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der 51- bis 70-Jährigen, der um ein Viertel über den Durchschnittswerten von Land und Kreis liegt, heißt in der Studie „Gesamträumliches Entwicklungskonzept Insel Helgoland“ vom Mai 2009. Dazu kommt eine erhebliche Verschlechterung des Arbeitsmarktes.

Während der Rückgang im Land Schleswig-Holstein und im Kreis Pinneberg im Vergleichszeitraum von acht Jahren jeweils rund drei Prozent betrug, waren es auf der auch „Fuselfelsen“ genannten Insel immerhin fast 29 Prozent. Weil sie mit 764 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt ist, kann die Zukunft eigentlich nur in der Landgewinnung liegen. „Wir platzen aus den Nähten“, sagte Bürgermeister Singer dem NDR. „Wenn wir nicht in den Himmel wachsen, müssen wir schauen, wo diese Möglichkeiten liegen.“

Quellen: Mein Beitrag in der WELT, 21.1.2011; Reederei FRS, www.helgoline.de

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