Taufe von „AIDAsol“ in Kiel – So entstehen die Bühnenshows bei AIDA Cruises

Kapitänstochter Bettina Zwickler wird am Samstag, 9. April,  in Kiel das neues Kreufahrtschiff der Reederei AIDA Cruises auf den Namen „AIDAsol“ taufen. Begleitet wird die Taufzeremonie von einem kostenlosen Open-Air-Konzert samt Feuerwerk. Die 41 Jahre alte Reisebüroinhaberin aus dem Kieler Vorort Schwentinental hatte sich zuvor gegen mehr als 1.500 Konkurrentinnen durchgesetzt. Das neue Schiff ist bis zu 22 Knoten (entspricht 41 Kilometern pro Stunde) schnell und bietet Platz für 2.200 Passagiere sowie 600 Besatzungsmitglieder. Die Baukosten betragen nach Reedereiangaben 352 Millionen Euro. (Quelle: ddp)

Und so wird die Unterhaltung auf den AIDA-Schiffen gemacht

Eine Reportage von Edgar S. Hasse

Quelle: http://www.welt.de/print-wams/article121366/Reedereien_buchen_Shows_aus_Hamburg.html

Fotos mit leichtbekleideten Männern und Frauen liegen in der Kostümschneiderei auf den Tischen. Daneben ist eine Liste, auf der mehr als 20 individuelle Körpermerkmale ausgewählter Bühnenkünstler verzeichnet sind. Im internen Datenbestand der Hamburger Entertainment-Firma Seelive stehen nicht nur Angaben zur Fuß- und Körpergröße, sondern auch zu Kniehöhe und zum Abstand zwischen Halswirbel und Sohle. Das detaillierte Zahlenwerk bildet die Basis für maßgeschneiderte Kostüme aus edelstem Tuch: glitzernde Kleider und knappe T-Shirts, Lederjacken und Kopfbedeckungen mit Federschmuck.

Vorhang auf, die Show beginnt: Die Kostümschneiderei der Firma Seelive auf St. Pauli produziert das bunte Bühnen-Outfit nicht etwa fürs benachbarte Schmidt-Theater oder Schmidts Tivoli – die Ware kommt vielmehr auf hoher See zum Einsatz: Seelive ist die weltweit einzige Firma, die das komplette Entertainment auf Kreuzfahrtschiffen entwickelt und realisiert. Wer allabendlich in der Karibik oder vor Mallorcas Küste die Show auf den vier Aida-Clubschiffen der Reederei Seetours genießt, sieht ein Programm, das von A bis Z in Hamburg entstanden ist. Auch die Reederei Hapag-Lloyd plant in der Hansestadt die Arrangements von Künstlern an Bord – vor allem für den Luxusliner „MS Europa“.

Norbert Aust, Geschäftsführer von Seelive Tivoli Entertainment & Consulting, ist der Herr der Bordunterhaltung made in Hamburg. Von St. Pauli aus managt Aust mit rund 30 Mitarbeitern das Casting der Künstler, entwickelt Shows, organisiert Bildungsvorträge und wirft sogar ein Auge auf die Bordzeitung und die Filme, die die jeweiligen Zielhäfen vorstellen. „Langeweile auf dem Schiff“, sagt er, „darf es nicht geben und braucht es auch nicht zu geben.“

Seelive-Kostümbildner Dirk Zilken und Set-Designerin Bettina Köpp sitzen auf dem Fußboden und brüten Ideen für eine neue Show aus. Eine BBC-Dokumentation auf CD über den blauen Planeten und Bildbände über Fauna und Flora der Meere sollen Inspirationen für das Projekt geben – Arbeitstitel: Atlantis. Die Choreographie wird hier genauso geplant wie das komplette Arrangement der Musik für die 45minütige Show – der Mix stammt von einem hauseigenen Komponisten.

„Wir wollen ein anspruchsvolles Showprogramm bieten, das unsere Passagiere an Land noch nie gesehen haben“, sagt Aust. Herauskommen dürfe dabei keineswegs ein bloßer Zusammenschnitt von Musicals oder HipHop-Hits. „Wir können nicht einfach eine abgespeckte Version von ,Phantom der Oper‘ bieten.“ Auf den Weltmeeren muß etwas Neues, noch nie Gezeigtes zur formvollendeten Aufführung gelangen.

100 Bands mit jeweils vier bis sechs Musikern gastieren pro Jahr, vermittelt von Seelive, auf den vier Aida-Schiffen. Dazu kommen rund 120 Ensemble-Mitglieder, die drei bis vier Monate lang an Bord der Schiffe bleiben, sowie etliche Animateure. Insgesamt sind pro Aida-Schiff rund 50 bis 60 Seelive-Leute im Einsatz – vom Lichttechniker, musikalischen Leiter bis zum Tänzer aus Kiew.

Wer einmal den Zuschlag für ein Engagement erhält, muß sich immer wieder strengen Qualitätskontrollen unterziehen. Auch das zwischenmenschliche Miteinander auf dem Schiff muß stimmen. Die Schule des maritimen Lebens ist hart, aber vielfach erfolgreich. „Wir schicken junge, zum Teil noch unbedarfte Menschen an Bord der Kreuzfahrtschiffe. Und es kommen reife Persönlichkeiten zurück“, sagt Aust.

(Quelle: mein Beitrag in der WELT)

 

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