Helgoland wird zum Offshore-Stützpunkt – 150 neue Jobs

 

Offshore-Windparks bringen Helgoland 150 neue Jobs

(Quelle: WELT, Nordausgabe, 6.8.2011)

Von Edgar S. Hasse

Hochseeinsel bekommt Betriebsbasis für Anlagen, die 25 bis 35 Kilometer entfernt entstehen – Zehn Schiffe sollen an neuer Mole im Südhafen stationiert werden

Windstärke 7 in Böen sagte der Deutsche Wetterdienst am Freitag für die Nordseeinsel Helgoland voraus. Für die Unternehmen RWE, E.on und WindMW eine gute Nachricht: Denn sie stellten auf dem Museumsschiff „Greundiek“ im Helgoländer Hafen die Pläne für den Bau von insgesamt drei Windparks vor, die von Herbst an rund 25 bis 35 Kilometer nordwestlich der Felseninsel entstehen. Sie werden künftig eine Million Haushalte mit erneuerbarer und umweltfreundlicher Energie versorgen. Helgoland soll für dieses Milliarden schwere Projekt die Betriebsbasis werden und der Hochseeinsel 150 neue Arbeitsplätze bringen.
 
„Damit arbeiten wir Helgoländer aktiv an der Energiewende mit“, freut sich Insel-Bürgermeister Jörg Singer, „und tragen so zur Zukunft der Insel bei“. Auf einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern werden im Südhafen drei Servicegebäude mit Werk- und Lagerhallen entstehen. Allerdings muss das Areal noch vom Kampfmittelräumdienst untersucht werden, denn bis zu einer Tiefe von vier Metern werden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg und von Bombenabwürfen der britischen Armee vermutet.
RWE wird bereits im Oktober mit dem Bau seines Windparks beginnen und dafür etwa eine Milliarde Euro investieren. „Damit können wir rund 300 000 Haushalte versorgen, sagt Professor Martin Skiba, Leiter Offshore-Windkraft bei RWE-Innogy. „Das sind ungefähr neun Prozent des Energiebedarfs in Schleswig-Holstein.“ Die 48 RWE-Anlagen werden in einer Meerestiefe von 30 Metern gebaut. Die Rotorfläche eines solchen Windrades umfasst die Größe von zwei Fußballfeldern. Im Herbst 2012 beginnt E.on mit dem Bau seines Windparks; mit im Boot ist auch WindMW. Vollständig sollen die Anlagen im Frühjahr 2014 in Betrieb gehen.
 
Künftig werden auf Helgoland rund 150 Techniker, Ingenieure und weitere Experten für alle drei Projekte arbeiten und von der Insel aus die Anlage bauen und warten. WindMW wird sogar Appartements für die Arbeiter auf dem Oberland bauen. Zehn Schiffe sollen an der im Südhafen zu errichtenden Mole stationiert werden. „Das Beispiel Helgoland unterstreicht, dass die Offshore-Windenergie ein Motor der wirtschaftlichen Entwicklung für die Inseln im 21. Jahrhundert ist“, sagt Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie.
 
Seit Jahren steckt Helgoland in einer Zukunftskrise. Erst vor wenigen Wochen hatten sich die Insulaner mehrheitlich gegen eine Sandaufspülung zwischen Düne und Felseninsel und damit gegen einen Vergrößerung der Insel ausgesprochen. Nach RWE-Angaben ist Helgoland mit der Errichtung eines Servicestützpunktes für Offshore-Windparks die erste Insel in der deutschen Nord- und Ostsee, die vom Ausbau der Windkraftanlagen auf dem Meer direkt profitieren wird. Zu den festen Arbeitsplätzen kämen noch zeitlich befristete bei Zulieferern, Bau- und Schifffahrtsfirmen. „Offshore kann ein Gewinn für die ganze Insel werden“, freut sich Helgolands Bürgermeister Jörg Singer. Er verwies auf die positiven Effekte für Hotels, Gastronomie, Einzelhandel und weitere Wirtschaftszweige. Auch könne durch die Ansiedlung der Offshore-Unternehmen die negative demografische Entwicklung gestoppt werden.
 
Helgolandprofitiert nicht zuletzt davon, dass die Windräder auf See wartungsintensiv sind. Eine besondere Rolle spielen die enormen Belastungen durch Wellen und Salzwasser, die den Aufwand deutlich erhöhen. Standardmäßig wird eine Windkraftanlage auf See etwa ein bis zwei Tage im Jahr gewartet. Interessierte Gäste und Helgoländer können sich bis Sonntag in der Zeit von zehn bis 18 Uhr auf dem traditionellen Museumsschiff „Greundiek“ aus erster Hand rund um das Thema „Faszination Offshore“ informieren.

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