Käßmanns Talkshow: Lotto King Karl als Gast

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd), 18.04.2011

Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann talkt in der Radio-Bremen-Talkshow „3nach9″ am 13. Mai mit einer „Tatort“-Kommissarin, Schauspielern und Musikern. Die einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist auf Einladung von Giovanni di Lorenzo als Gastmoderatorin dabei, teilte Radio Bremen mit. Die Sendung beginnt um 22 Uhr.

Talk-Gäste sind die Bremer „Tatort“-Kommissarin Sabine Postel, der Journalist Sven Kuntze, der Schauspieler Dominique Horwitz und der Musiker und Stadionsprecher beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, Lotto King Karl. Postel werde über ihren neuen „Tatort“ sprechen, bei dem es um das Schicksal afrikanischer Boatpeople geht, hieß es. Kuntze stellt sein Buch „Altern wie ein Gentleman“ vor, und Horwitz plaudert über seine Rolle in dem Kinderfilm „Löwenzahn – Das Kinoabenteuer“. Lotto King Karl ist mit seiner Kult-Band „Barmbek Dream Boys“ zu hören.

Der Auftritt ist für Käßmann eine Premiere als Moderatorin. „Seit 37 Jahren beweist diese Sendung, dass sich Unterhaltung, Klugheit und Niveau in einer immer greller und schneller werdenden Medienlandschaft nicht ausschließen müssen“, sagte die 52-jährige promovierte Theologin. Sie war bereits mehrfach selbst zu Gast in der dienstältesten Talkshow des deutschen Fernsehens. Als Moderatorin vertritt sie nun einmalig Judith Rakers, die wegen ihres Engagements beim Eurovision Song Contest am 13. Mai nicht in Bremen moderieren kann.

Käßmann hatte im Februar 2010 ihre Ämter als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende niedergelegt. Im Januar 2011 übernahm sie eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum.

Internet: www.radiobremen.de

Deutschlands einziger gehörloser Professor – Neuer Studiengang Gebärdensprachdolmetscher

Quelle: Mein Beitrag in der Welt am Sonntag, 17. April 2011

Christian Rathmann ist Deutschlands einziger gehörloser Professor. Jetzt hat er Absolventen der Uni Hamburg erfolgreich zum Abschluss als Gebärdensprachdolmetscher geführt

Professor Christian Rathmann, 40, ist ein Mann mit wachen Augen und ein Meister der subtilen Mimik und Gestik. Vor allem aber ist er Deutschlands einziger gehörloser Hochschullehrer. Der von Geburt an taube Wissenschaftler leitet das Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser an der Universität Hamburg, das am gestrigen Sonnabend in besonderer Weise im Blickpunkt universitärer Öffentlichkeit stand: Zum ersten Mal wurden dort Absolventen eines bundesweit einzigen weiterbildenden Studiengangs verabschiedet. Die 16 Teilnehmer haben dank der Vorlesungen und Seminare von Christian Rathmann das methodische und praktische Instrumentarium gelernt, zum Beispiel zwischen der deutschen und einer anderen Gebärdensprache zu dolmetschen. Damit können sie jenen 80 000 Menschen in Deutschland im Bedarfsfall dolmetschend zur Seite stehen, die völlig taub sind und einen fremdsprachigen Tauben treffen.

Christian Rathmann sitzt in seinem Büro in der Nähe der Rotenbaumchaussee. Ihm zur Seite steht seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Michaela Matthaei. Während der Professor beginnt, mit den sinnvoll angeordneten Bewegungen seiner Hände, Finger, seines Mundes und der Mimik zu kommunizieren, übersetzt sie diese deutsche Gebärdensprache in hörbare Worte. Sie sehen dabei einander in die Augen, auf den Mund – es ist eine sehr direkte Kommunikation von Angesicht zu Angesicht, vermittelt durch das Medium vor allem der Hände.

Dass ein solcher Weiterbildungsgang für taube Gebärdensprachdolmetscher überhaupt notwendig wurde, demonstriert Professor Christian Rathmann mit einem Vergleich zwischen der russischen und deutschen Gebärdensprache – es herrscht nämlich gleichsam babylonische Sprachverwirrung. Weltweit gibt es mindestens 140 Gebärdensprachen. In jedem europäischen Land hat sich eine eigene, landestypische visuelle Sprache entwickelt – in Spanien sogar zwei. Wer im Russischen das Wort „Danke“ ausdrücken will, ballt die Hand zur Faust und weist damit zügig von der Stirn zum Kinn. Im Deutschen dagegen ist es eher eine sanfte Bewegung der Hand weg vom Mund.

Oder das Wort für „Vater“: In der amerikanischen Gebärdensprache bedeutet das ein gespreiztes Handzeichen an der Stirn (abgebildetes Foto), in der britischen Gebärdensprache dagegen werden jeweils zwei Finger der rechten und linken Hand aufeinander gelegt.

Damit die Teilnehmer nun die Methoden des Gebärdendolmetschens beherrschen, wurden sie interdisziplinär geschult: „Wir haben an unserem Institut verschiedene Module für den Studiengang entwickelt“, sagt Professor Rathmann, der einst im thüringischen Erfurt eine Gehörlosenschule besucht hat. Da ging es zum Beispiel um Gedächtnistraining für Dolmetscher, Linguistik und die Bildhaftigkeit von Sprache – und nicht zuletzt auch um die Berufs- und Ehrenordnung für taube Gebärdensprachdolmetscher.

Mit dieser Ausbildung und dem erfolgreichen Abschluss der Prüfung in der Tasche, können Absolventen nun bei internationalen Kongressen, vor Gerichten und bei Behördengängen zum Einsatz kommen. „Sie können sich für die staatliche Prüfung zum Gebärdensprachdolmetscher anmelden“, sagt Professor Rathmann. So seien die Absolventen mit deutscher, russischer und türkischer Gebärdensprache als Muttersprache in der Lage, zwischen der deutschen und einer anderen Gebärdensprache sowie zwischen der deutschen Schriftsprache und der deutschen Gebärdensprache professionell zu dolmetschen.

Die jungen Leute freuen sich über die neue Qualifikation, die sie am Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser erworben haben. „Ich habe sehr viel dazu gelernt“, sagt etwa Rafael-Evitan Grombelka, der internationale, litauische, polnische und russische Gebärdensprache beherrscht. Zum Beispiel wisse er nun besser, wie er sich gegenüber hörenden Dolmetscherkollegen und gehörlosen Kunden zu verhalten habe. Für die Zukunft wünscht er sich, dass es mehr Gebärdensprachdolmetscher gibt und dies auch in der Gehörlosengemeinschaft und bei den Hörenden bekannter werde.

Christian Rathmann ist selbst ein gutes Beispiel dafür, dass man sein Schicksal mit Erfolg meistern kann. Nach dem Studium in Hamburg forschte er elf Jahre lang in den USA und wurde an der University of Texas promoviert. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der Eventkultur in der amerikanischen Gebärdensprache. Seit 2008 arbeitet er nun als Hochschullehrer an der Uni Hamburg – als Nachfolger des Institutsgründers für Deutsche Gebärdensprache, Siegmund Prillwitz.

Die neuen Medien, sagt der Wissenschaftler, seien für die tauben und hörbehinderten Menschen geradezu „ein Segen“. So gibt es inzwischen Kinderbücher, die per Visualisierung in die Gebärdensprache übersetzt wurden. So sehr die Digitalisierung der Medienwelt insgesamt vorangeschritten ist – in den USA, sagt er, sei man da jedoch viel weiter als hierzulande. Optimierungsbedarf sieht Rathmann etwa bei der Videotelefonie, die in den USA längst völlig normal, in Deutschland aber immer noch sehr wenig verbreitet ist. Auch wünscht er sich im deutschen Fernsehen noch viel mehr Untertitel. „Nach meiner Wahrnehmung gibt es momentan zu wenige Angebote.“

Extremwetterkongress: Meteorologen gegen langfristige Vorhersagen

Extremwetterkongress plant „Hamburger Erklärung“

Von Edgar S. Hasse
Führende Meteorologen aus ganz Deutschland werden auf dem am Dienstag (12. April 2011)  beginnenden 6. Extremwetterkongress eine „Hamburger Erklärung“ unterzeichnen – einen erstmals verbindlichen Kodex für die Seriosität von Wettervorhersagen. Darin wollen die Experten langfristigen Prognosen aus Gründen wissenschaftlicher Sorgfaltspflicht eine deutliche Absage erteilen. Genaue Vorhersagen, die das Wetter Wochen und Monaten später prognostizierten, seien meteorologisch und wissenschaftlich nicht haltbar, vielmehr schadeten sie dem „Ruf aller seriös arbeitenden Meteorologen“, heißt es in der Erklärung. Ihr können sich nicht nur einzelne Meteorologen, sondern auch Institutionen offiziell anschließen.

Die Meteorologen empfehlen, auf die Erstellung und Veröffentlichung solch langfristiger Prognosen zu verzichten, die der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelten, man könne mit dem heutigen Stand der Wissenschaft detaillierte Aussagen über die kommende Jahreszeit treffen. Verantwortbar seien dagegen Vorhersagen für einen Zeitraum von fünf Tagen bis zu einer Woche. Hintergrund der „Hamburger Erklärung“: In der Vergangenheit hatten einzelne Meteorologen immer wieder das Wetter für mehrere Wochen oder sogar Monate vorhergesagt. Zwar gelten langfristige Vorhersagen als großes Ziel in der Wetterbeobachtung. Doch die Entwicklung valider Verfahren stehe erst am Anfang.

Der Extremwetterkongress, zu dem sich von Dienstag an mehr als 1100 Wissenschaftler, Wetter-Moderatoren, Journalisten und interessierte Laien in Hamburg treffen, ist der größte Branchenkongress dieser Art in Europa. Bis Freitag beraten sie unter anderem über die Folgen des Klimawandels, die Vorhersage extremer Wetterereignisse und über die Auswirkungen der Naturkatastrophe in Japan. Aus diesem aktuellen Anlass wird unter anderem der Diplom-Meteorologe und Wettermoderator Sven Plöger der Frage nachgehen, warum Menschen stets dann anfangen zu handeln, wenn es oft schon zu spät ist. Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif behandelt aktuelle Extremwetter-Ereignisse. Veranstaltet wird der Kongress von Frank Böttcher (Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg).

Quelle: Mein Beitrag in der WELT, 11. April 2011

Taufe von „AIDAsol“ in Kiel – So entstehen die Bühnenshows bei AIDA Cruises

Kapitänstochter Bettina Zwickler wird am Samstag, 9. April,  in Kiel das neues Kreufahrtschiff der Reederei AIDA Cruises auf den Namen „AIDAsol“ taufen. Begleitet wird die Taufzeremonie von einem kostenlosen Open-Air-Konzert samt Feuerwerk. Die 41 Jahre alte Reisebüroinhaberin aus dem Kieler Vorort Schwentinental hatte sich zuvor gegen mehr als 1.500 Konkurrentinnen durchgesetzt. Das neue Schiff ist bis zu 22 Knoten (entspricht 41 Kilometern pro Stunde) schnell und bietet Platz für 2.200 Passagiere sowie 600 Besatzungsmitglieder. Die Baukosten betragen nach Reedereiangaben 352 Millionen Euro. (Quelle: ddp)

Und so wird die Unterhaltung auf den AIDA-Schiffen gemacht

Eine Reportage von Edgar S. Hasse

Quelle: http://www.welt.de/print-wams/article121366/Reedereien_buchen_Shows_aus_Hamburg.html

Fotos mit leichtbekleideten Männern und Frauen liegen in der Kostümschneiderei auf den Tischen. Daneben ist eine Liste, auf der mehr als 20 individuelle Körpermerkmale ausgewählter Bühnenkünstler verzeichnet sind. Im internen Datenbestand der Hamburger Entertainment-Firma Seelive stehen nicht nur Angaben zur Fuß- und Körpergröße, sondern auch zu Kniehöhe und zum Abstand zwischen Halswirbel und Sohle. Das detaillierte Zahlenwerk bildet die Basis für maßgeschneiderte Kostüme aus edelstem Tuch: glitzernde Kleider und knappe T-Shirts, Lederjacken und Kopfbedeckungen mit Federschmuck.

Vorhang auf, die Show beginnt: Die Kostümschneiderei der Firma Seelive auf St. Pauli produziert das bunte Bühnen-Outfit nicht etwa fürs benachbarte Schmidt-Theater oder Schmidts Tivoli – die Ware kommt vielmehr auf hoher See zum Einsatz: Seelive ist die weltweit einzige Firma, die das komplette Entertainment auf Kreuzfahrtschiffen entwickelt und realisiert. Wer allabendlich in der Karibik oder vor Mallorcas Küste die Show auf den vier Aida-Clubschiffen der Reederei Seetours genießt, sieht ein Programm, das von A bis Z in Hamburg entstanden ist. Auch die Reederei Hapag-Lloyd plant in der Hansestadt die Arrangements von Künstlern an Bord – vor allem für den Luxusliner „MS Europa“.

Norbert Aust, Geschäftsführer von Seelive Tivoli Entertainment & Consulting, ist der Herr der Bordunterhaltung made in Hamburg. Von St. Pauli aus managt Aust mit rund 30 Mitarbeitern das Casting der Künstler, entwickelt Shows, organisiert Bildungsvorträge und wirft sogar ein Auge auf die Bordzeitung und die Filme, die die jeweiligen Zielhäfen vorstellen. „Langeweile auf dem Schiff“, sagt er, „darf es nicht geben und braucht es auch nicht zu geben.“

Seelive-Kostümbildner Dirk Zilken und Set-Designerin Bettina Köpp sitzen auf dem Fußboden und brüten Ideen für eine neue Show aus. Eine BBC-Dokumentation auf CD über den blauen Planeten und Bildbände über Fauna und Flora der Meere sollen Inspirationen für das Projekt geben – Arbeitstitel: Atlantis. Die Choreographie wird hier genauso geplant wie das komplette Arrangement der Musik für die 45minütige Show – der Mix stammt von einem hauseigenen Komponisten.

„Wir wollen ein anspruchsvolles Showprogramm bieten, das unsere Passagiere an Land noch nie gesehen haben“, sagt Aust. Herauskommen dürfe dabei keineswegs ein bloßer Zusammenschnitt von Musicals oder HipHop-Hits. „Wir können nicht einfach eine abgespeckte Version von ,Phantom der Oper‘ bieten.“ Auf den Weltmeeren muß etwas Neues, noch nie Gezeigtes zur formvollendeten Aufführung gelangen.

100 Bands mit jeweils vier bis sechs Musikern gastieren pro Jahr, vermittelt von Seelive, auf den vier Aida-Schiffen. Dazu kommen rund 120 Ensemble-Mitglieder, die drei bis vier Monate lang an Bord der Schiffe bleiben, sowie etliche Animateure. Insgesamt sind pro Aida-Schiff rund 50 bis 60 Seelive-Leute im Einsatz – vom Lichttechniker, musikalischen Leiter bis zum Tänzer aus Kiew.

Wer einmal den Zuschlag für ein Engagement erhält, muß sich immer wieder strengen Qualitätskontrollen unterziehen. Auch das zwischenmenschliche Miteinander auf dem Schiff muß stimmen. Die Schule des maritimen Lebens ist hart, aber vielfach erfolgreich. „Wir schicken junge, zum Teil noch unbedarfte Menschen an Bord der Kreuzfahrtschiffe. Und es kommen reife Persönlichkeiten zurück“, sagt Aust.

(Quelle: mein Beitrag in der WELT)

 

Saisonstart 2011: Von Hamburg nach Helgoland – zu einer wachsenden Hochseeinsel

Von Edgar S. Hasse

Ab Samstag den 9. April gibt es wieder eine tägliche Katamaran Verbindung nach Helgoland.Der Hochgeschwindigkeits-Katamaran „Halunder Jet“ der FRS Helgoline fährt täglich bis zum 30. Oktober von der Hansestadt Hamburg aus Deutschlands einziger Hochseeinsel, mit Zustiegsmöglichkeiten in Wedel und Cuxhaven, an.  Der Fahrpreis für einen Tagesausflug mit dem „Halunder Jet“ liegt ab Hamburg (9.00 Uhr ab St. Pauli Landungsbrücke3/4) und Wedel (9.40 Uhr ab Willkomm Höft)
für Erwachsene bei € 62,70 in der Jet Class und € 89,40 in der Comfort Class.

Erst waren die Pläne einer Landaufschüttung zwischen Helgoländer Felseninsel und vorgelagerter Düne vom Tisch. Doch unlängst haben die Insulaner auf einer Einwohnerversammlung überraschend und mit großer Mehrheit für dieses spektakuläre Modell votiert. Während 85 Prozent der Teilnehmer für die Vergrößerung der Insel von 1,7 auf rund 2,7 Quadratkilometer im Bereich der Düne plädierten, gab es für die kleine Landaufschüttung in der Nähe der Landungsbrücke deutlich weniger Stimmen. Sie hätte die Insel lediglich um zehn Hektar vergrößert.

Nach dem ersten großen und rechtlich noch nicht verbindlichen Stimmungstest soll nun im Sommer ein Bürgerentscheid stattfinden. „Es ist wichtig, dass sich die Helgoländer jetzt intensiv mit der Zukunftsplanung auseinandersetzen“, sagte Jörg Singer (parteilos), seit dem 1. Januar neuer Bürgermeister. „Ich glaube, dass es um eine Erweiterung der Insel geht und hoffe, dass wir das dieses Jahr entscheiden.“

Vor fast drei Jahren hatte der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber mit der Idee einer Landverbindung zwischen Hauptinsel und Düne für Furore gesorgt, die jetzt auf so viel Zustimmung vor allem bei den jüngeren Helgoländern stößt. Bis zu 100 Hektar neues Land könnte durch Sandaufspülung in dem bis zu sieben Meter tiefen Gewässer entstehen, zusammen mit Wohnungen, Hotels, Stränden, Marina und einer komplett modernen Infrastruktur. Möglich würde dadurch auch das Anlaufen von Kreuzfahrtschiffen. Eine solche Hochseewelt Helgoland könnte die Insel mit den Lagunen zum Bade- und Wassersportparadies machen, schwärmt Kay Martens, Mitbegründer der Interessengruppe Hochseewelt Helgoland.

Nach dem Votum auf der Einwohnerversammlung zeigte sich Initiator Arne Weber im Gespräch mit der „Welt“ erfreut: „Wenn das durchkommt, hat Helgoland eine tolle Perspektive.“ Zwar rechnet er nicht damit, dass an der ursprünglichen Erweiterung um 100 Hektar festgehalten werde. Aber selbst eine kleinere Variante und mehrere Bauetappen seien der richtige Schritt in die Zukunft. Die Investitionskosten für die Rohlandgewinnung liegen nach seinen Angaben bei rund 100 Millionen Euro. „Ich stehe als Investor bereit“, sagte er.

Das andere Modell, auch „Schnitzellösung“ genannt, ist demnach vom Tisch. Danach sollte die Düne in ihrer jetzigen Gestalt erhalten bleiben und eine kleinere Erweiterung an der Landungsbrücke vorgenommen werden. „Die Schnitzellösung ist gegessen“, sagt Hotelier Detlev Rickmers von der Interessengruppe Hochseewelt Helgoland. Maßgeblich für die Neubewertung seien nicht vorrangig touristische Aspekte, sondern die demografische Entwicklung. „Wir müssen etwas für unsere Zukunft tun, denn es ist denkbar, dass die Helgoländer eines Tages aussterben“, sagt er.

Gegenwärtig leben auf Deutschlands einziger Hochseeinsel rund 1500 Einwohner. Lediglich 14 Prozent der Insulaner sind unter 20 Jahre alt, während deren Anteil bei den Bewohnern auf dem Land bei 21 Prozent liegt. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der 51- bis 70-Jährigen, der um ein Viertel über den Durchschnittswerten von Land und Kreis liegt, heißt in der Studie „Gesamträumliches Entwicklungskonzept Insel Helgoland“ vom Mai 2009. Dazu kommt eine erhebliche Verschlechterung des Arbeitsmarktes.

Während der Rückgang im Land Schleswig-Holstein und im Kreis Pinneberg im Vergleichszeitraum von acht Jahren jeweils rund drei Prozent betrug, waren es auf der auch „Fuselfelsen“ genannten Insel immerhin fast 29 Prozent. Weil sie mit 764 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt ist, kann die Zukunft eigentlich nur in der Landgewinnung liegen. „Wir platzen aus den Nähten“, sagte Bürgermeister Singer dem NDR. „Wenn wir nicht in den Himmel wachsen, müssen wir schauen, wo diese Möglichkeiten liegen.“

Quellen: Mein Beitrag in der WELT, 21.1.2011; Reederei FRS, www.helgoline.de