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Bischofswahl Hamburg: So läuft heute die Wahl im Michel zwischen Kirsten Fehrs und Petra Bahr ab

Aus der Pressemitteilung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, 17. Juni 2011
 

 

 In der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis-Kirche (Michel) wird heute am Freitag (17. Juni) eine neue Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordelbischen Kirche gewählt. Dazu kommen die 140 Synodalen am Nachmittag ab 16 Uhr im Michel zusammen. Die Wahl wurde erforderlich, weil die bisherige Amtsinhaberin, Maria Jepsen, im Sommer vorigen Jahres zurückgetreten war.

Für das Bischofsamt hat der entsprechende Wahlausschuss zwei Kandidatinnen nominiert: die Kulturbeauftragte der EKD, Dr. Petra Bahr und die Hauptpastorin und Pröpstin Kirsten Fehrs.

Die Synode ist beschlussfähig, wenn zwei Drittel ihrer Mitglieder anwesend sind, also 94 oder mehr. Es wird die Kandidatin neue Bischöfin, die im ersten Wahlgang die Mehrheit aller stimmberechtigten Synodalen auf sich vereinigt, also 71 oder mehr Stimmen. Werden weitere Wahlgänge erforderlich, regelt es das Bischofswahlgesetz im Paragraphen 7 wie

folgt:

 

 

Kommt die erforderliche Mehrheit im ersten Wahlgang nicht zustande, so sind ein zweiter und gegebenenfalls ein dritter Wahlgang unter Beachtung des § 6 mit Ausnahme der Absätze 2, 3 und 5 durchzuführen. 

Die 1961 im schleswig-holsteinischen Wesselburen geborene Kirsten Fehrs begann nach dem Abitur das Studium der Evangelischen Theologie in Hamburg. Nach ihrer Ordination im Jahr 1990 war sie zunächst als Gemeindepastorin in Hohenwestedt tätig und entwickelte im Rahmen dessen ein Erwachsenenbildungs-Projekt in ländlicher Region. Es folgten Stationen in Projektpfarrstellen im Kirchenkreis Rendsburg und als mehrjährige Leiterin des dortigen Evangelischen Bildungswerkes. Sechs Jahre lang war sie auf einer Projektpfarrstelle im Kirchenkreis Rendsburg in der Personal- und Gemeindeentwicklung beziehungsweise Personalentwicklung in der Nordelbischen Kirche beratend tätig. 2006 wurde Kirsten Fehrs zur Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost gewählt.
Mit diesem Datum nahm sie zugleich ihre Arbeit als Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi auf. Kirsten Fehrs ist seit 1990 verheiratet mit dem Pastor Karsten Fehrs.

 

( 2 ) Kommt bei einem Wahlvorschlag mit mehreren Namen in einem dritten Wahlgang die gemäß Absatz 1 Nr. 2 erforderliche Mehrheit nicht zustande, so scheidet nach diesem und bei jedem folgenden Wahlgang die Kandidatin bzw. der Kandidat mit der jeweils geringsten Stimmenzahl aus.

( 3 ) 1 Kommt die gemäß den Absätzen 1 und 2 erforderliche Mehrheit nicht zustande, so erklärt die Präsidentin bzw. der Präsident der Synode die Wahlhandlung für beendet und stellt fest, dass die Wahl einer Bischöfin bzw. eines Bischofs nicht zustande gekommen ist. 2 Der Wahlausschuss hat einen neuen Wahlvorschlag nach Maßgabe des § 5 zu unterbreiten.“

Die 1966 in Lüdenscheid geborene Petra Bahr studierte nach einer journalistischen Ausbildung von 1989 bis 1996 Evangelische Theologie und Philosophie in Münster, Bonn und Jerusalem. Nach einem kurzen Umweg in eine Unternehmensberatung war sie von 1999 bis 2005 Referentin für Theologie an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg und Lehrbeauftragte für Theologie und Ethik an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität. 2002 promovierte sie an der Theologischen Fakultät Basel zum Thema

 

Die Darstellung des Undarstellbaren“. Seit Januar 2006 ist Petra Bahr die erste Kulturbeauftragte des Rates der EKD und Leiterin des Kulturbüros in Berlin. Sie hat ihr Vikariat in Berlin-Wedding abgeleistet und ist Pfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO). Seit 1996 ist sie verheiratet mit Prof. Dr. Hans Michael Heinig. Das Ehepaar hat einen 3-jährigen Sohn.

 

  

Die 1961 im schleswig-holsteinischen Wesselburen geborene Kirsten Fehrs begann nach dem Abitur das Studium der Evangelischen Theologie in Hamburg. Nach ihrer Ordination im Jahr 1990 war sie zunächst als Gemeindepastorin in Hohenwestedt tätig und entwickelte im Rahmen dessen ein Erwachsenenbildungs-Projekt in ländlicher Region. Es folgten Stationen in Projektpfarrstellen im Kirchenkreis Rendsburg und als mehrjährige Leiterin des dortigen Evangelischen Bildungswerkes. Sechs Jahre lang war sie auf einer Projektpfarrstelle im Kirchenkreis Rendsburg in der Personal- und Gemeindeentwicklung beziehungsweise Personalentwicklung in der Nordelbischen Kirche beratend tätig. 2006 wurde Kirsten Fehrs zur Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost gewählt.

Mit diesem Datum nahm sie zugleich ihre Arbeit als Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi auf. Kirsten Fehrs ist seit 1990 verheiratet mit dem Pastor Karsten Fehrs.

Der früheste Zeitpunkt für eine Bekanntgabe des Ergebnisse liegt bei 21 Uhr.

Bischöfinnen-Wahl: Die erste gemeinsame Auftritt der Kandidatinnen Kirsten Fehrs und Petra Bahr

Von Edgar S. Hasse  (Quelle: WELT, 9. Juni 2011)

Wenn es nach den Planungen der Nordelbischen Kirche geht, hat der Sprengel Hamburg und Lübeck am 17. Juni, gegen 21 Uhr, eine neue Bischöfin und damit eine Nachfolgerin von Maria Jepsen. Das 140-köpfige Kirchenparlament (Synode) entscheidet an diesem Tag im Hamburger Michel, ob entweder die Hamburger Hauptpastorin Kirsten Fehrs (49) oder die EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr (45) an die Spitze des neuen Metropolensprengels rückt, zu dem rund 900 000 Kirchenmitglieder und 226 Gemeinden gehören. Für den Wahlsieg sind im ersten Wahlgang 71 Stimmen notwendig. Synodenpräsident Hans-Peter Strenge sagte am Mittwoch bei der Vorstellung der beiden Kandidatinnen – einen männlichen Mitbewerber gibt es nicht -, dass „zwei starke Frauen“ zur Wahl stehen. Für den Fall, dass mehrere Wahlgänge notwendig seien und der gesetzte Termin von 21 Uhr überschritten werde, verwies Strenge schmunzelnd auf das Hans-Albers-Lied „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und damit auf das zeitlich wohl maximale Limit. In den vergangenen Wochen hatten sich die beiden Kandidatinnen der Synode jeweils mit einer Predigt und einem theologischen Vortrag präsentiert.

Neben diesen Auftritten gelten nach Strenges Angaben inhaltliche Positionen, aber auch die „Herkunft“ der Bewerberinnen den Kirchenparlamentariern als wichtiges Entscheidungskriterium. Der Wahlausgang wird kirchenintern als völlig offen bewertet, weil größere Differenzen zwischen der Nordelbierin und der Berlinerin kaum festzustellen sind. Immerhin ließen sie am Mittwoch unterschiedliche Positionen in der Frage der Präimplantationsdiagnostik (PID) erkennen, die von Bahr prinzipiell abgelehnt, von Fehrs im Einzelfall aus seelsorgerlichen Erwägungen für sinnvoll erachtet werden kann. Der Versuch eines diskursiven Wahlkampfes ist von außen bislang jedenfalls nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Beide Kirchenfrauen lernten einander übrigens erst vor wenigen Tagen persönlich kennen.

Kirsten Fehrs, Hauptpastorin an St. Jacobi und Pröpstin in Deutschlands größtem Kirchenkreis Hamburg-Ost, stammt aus Wesselburen, ist mit einem Pastor verheiratet und hat als Seelsorgerin und Predigerin von Format mit ihrer nordelbischen Laufbahn und Strukturkenntnis als leitende Personal- und Gemeindenentwicklerin einen deutlichen Heimvorteil. Petra Bahr wurde in Lüdenscheid geboren, ist mit einem Jura-Professor verheiratet und sammelte als promovierte Theologin Erfahrungen an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft. Seit 2006 arbeitet sie als EKD-Kulturbeauftragte. Sie kann mit einer Außenperspektive punkten. Im Falle einer Wahl ist beiden die Fortsetzung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs sowie das sozialethische Engagement in Hamburg und Lübeck wichtig. Kandidatin Fehrs: „Den Religionen eint eine Kultur der Barmherzigkeit und der Versöhnung.“ Dies in Kitas, Religionsunterricht, Diakonie und Arbeitswelt alltagstauglich zu vermitteln, sehe sie als kirchliche Aufgabe. Und Kandidatin Bahr betonte: „Wir brauchen keinen Kampf der Kulturen, sondern einen Kampf um Kultur.“

Auch missionarisches Engagement ist den beiden Theologinnen wichtig. Als Anknüpfungspunkte gelten der Hamburgerin Fehrs etwa die Pilgerbewegung und damit die Suche der Menschen nach Sinn, während die Berlinerin Bahr sich dafür einsetzen will, die Gottesfrage ins „Stadtgespräch“ zu bringen. Beide Theologinnen repräsentieren somit eine Kirche des Dialogs und der Begegnung. Auch mit den Opfern sexueller Missbrauchsfälle in der Kirche sei das Gespräch zu suchen, betonte Kirsten Fehrs.